Max Reinhardt wurde am 9. September 1873 in Baden bei Wien als Maximilian Goldmann geboren. Sein Vater Wilhelm Goldmann (geb.14.5.1846 in Stampfen, gest.1911; begraben am jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee) war ein jüdischer Kleinhändler aus Stampfen bei Pressburg (Stomfa, Oberungarn, heute Stupava, Slowakei). Seine Mutter Rosa (eigentlich Rahel Lea Rosi) geb. Wengraf wurde am 22. Mai 1851 in Nikolsburg, Mähren (heute Mikulov, Tschechische Republik) geboren. Sie starb 1924 und wurde – wie ihr Ehegatte – am jüdischen Friedhof in Berlin-Weissensee begraben. Nach dem Besuch der Realschule ab 1884, welche Max Goldmann 1888 mit 15 Jahren verlassen musste, und der Bürgerschule ging er beim Fabrikanten Heinrich Teltscher (Weberei) in die Lehre und absolvierte anschliessend eine einjährige Bank-Lehre. Erst danach durfte er Schauspielunterricht erhalten. Er debütierte im April 1890 an einer Wiener Privatbühne („Fürstlich Sulkowsky Privattheater“ in Wien-Matzleinsdorf) und trat auf Vorstadtbühnen auf. Nach seinen ersten Auftritten nahm er beim ehemaligen königlich-sächsischen Hofschauspieler und Konservatoriums-Professor Emil Bürde Privatunterricht. Damals nahm er den Künstlernamen Reinhardt an. Über das neue Volkstheater in Wien-Rudolfsheim, Salzburg und Pressburg kam Reinhardt 1894 ans Deutsche Theater in Berlin. Er spielte dort Hauptrollen wie „Mephisto“ und „Michael Kramer“. 1905 kaufte er dieses Theater und hatte dessen Leitung bis 1920 inne, als er die Leitung an Felix Hollaender übergab. 1903 übernahm er noch die Leitung des Kleinen Theaters Unter den Linden sowie das in Konkurs gegangene Theater am Schiffbauerdamm. Von 1902 bis 1933 arbeitete er als Regisseur an verschiedenen eigenen Bühnen in Berlin.
Privat lernte Reinhardt 1897 die Schauspielerin Else Heims (geb. 3.10.1878 in Berlin, gest. 20.2.1958 in Santa Monica, Kalifornien, U.S.A.) kennen. Mit der Sängerin Auguste Kornfeld hatte er eine uneheliche Tochter (Jenny Kornfeld, 1899–1972). Er heiratete Else Heims, mit der er bereits einen Sohn hatte, 1910. Seine beiden Söhne mit Else Heims-Reinhardt waren der deutsch-österreichische Filmproduzent und Drehbuchautor Wolfgang Reinhardt (geb. 13.12.1908 in Berlin; gest. 28.07.1979 in Rom) und der österreichisch-U.S.-amerikanische Filmregisseur und Filmproduzent Gottfried Reinhardt (geb. 20.03.1911 in Berlin, gest. 19.07.1994 in Los Angeles, Kalifornien, U.S.A.). 1917 erhielt die österreichische Schauspielerin Helene Thimig (geb. 5.6.1889 in Wien, gest. 5.11.1974 in Wien) ein Engagement am Deutschen Theater Berlin, wobei sich eine Liebesbeziehung mit dem Theaterleiter Reinhardt entwickelte, während Thimig seit 1916 mit dem Regisseur Paul Kalbeck verheiratet war, von dem sie sich 1918 scheiden liess. Im Jahre 1919 verliess Reinhardt die Familie, wobei seine Gattin Else mit allen Mitteln versuchte, eine Scheidung zu verhindern. Eine Scheidung im liberalen Lettland (Reinhardt musste seinen Wohnsitz dorthin wechseln) 1931 wurde von Else angefochten, wobei sich das Verfahren bis 1935 hinzog. Nach Intervention des Sohnes Gottfried wurde die Scheidung in Reno, Nevada, U.S.A. 1935 durchgeführt. Von 1937 bis zu seinem Tod 1943 war Reinhardt mit Helene Thimig verheiratet.
Reinhardt ging von Berlin zurück nach Wien, wo er den Dichter Hugo von Hofmannsthal traf, mit welchem er im Sommer 1920 die Salzburger Festspiele begründete, bei denen er bis 1937 berühmte Aufführungen gestaltete (besonders bekannt: seine Inszenierung des Theaterstückes Jedermann von Hugo von Hofmannsthal). Bereits 1918 erwarb Reinhardt das Schloss Leopoldskron, welches er bis zu seiner Enteignung am 16. April 1938 durch das NS-Regime besass (die Erben von Max Reinhardt erhielten das Schloss von der Republik Österreich nach 1945 zurück, verkauften es jedoch). 1924 erwarb Reinhardt das Theater in der Josefstadt in Wien, baute es um und bildete eine Generation hervorragender Schauspieler heran. Er gründete 1928 das Max-Reinhardt-Seminar (Schauspielschule) unter dem Namen „Fachhochschule für Musik und darstellende Kunst“, welches heute ein Teil der Universität für Musik und darstellende Kunst ist. Er pendelte zwischen Berlin und Wien. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verliess Reinhardt Berlin. Der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels hatte ihm eine „Ehren-Arierschaft“ angeboten.
Reinhardt lebte danach in Wien, hielt sich aber vielfach auch in den U.S.A. auf. 1933 erhielt er das Ehrendoktorat (Dr. phil. h.c.) der University of Oxford. 1937 emigrierte Reinhardt mit seiner zweiten Ehefrau Helene Thimig in die U.S.A., deren Staatsbürger er 1940 wurde, und eröffnete am 26. Juni 1938 in Hollywood den Max Reinhardt Workshop for Stage, Screen and Radio (eine Art Akademie). Nach der Schliessung dieser Einrichtung 1941 zog das Ehepaar Reinhardt nach New York. Am 24. Sept. 1943 erlitt Reinhardt in einer Telefonzelle bei einer Rauferei zwischen seinem Hund und einem grösseren Rüden mehrere Hundebisse und hatte anschliessend nach einem Schlaganfall Sprachstörungen. Wiewohl ihm sein Arzt davon abriet, besuchte Reinhardt am Versöhnungstag eine Synagoge, wo er einen zweiten (stärkeren) Schlaganfall erlitt. Er starb am 31. Oktober 1943 in New York. Sein Grab befindet sich am jüdischen Westchester Hills Friedhof in Hastings-On-Hudson (35 km nördlich von New York), auf dem auch der Komponist George Gershwin (geb. als Jacob Gershovitz am 26.9.1898 in Brooklyn, N.Y., gest. 11.7.1937 in Hollywood) und der Theaterregisseur Lee Strasberg (geb. am 17.11.1901 als Israel Strassberg in Budzanow, Galizien, heute Budaniw, Ukraine, gest. 17.2.1982 in NYC) beigesetzt wurden. Max Reinhardt war einer der grössten österreichischen Künstler des 20. Jahrhunderts.
Nachlese
Johannes Hofinger: Max Reinhardts Schloss Leopoldskron. In: DAVID, Heft 64, Pessach 2005, link: https://davidkultur.at/max-reinhardts-schloss-leopoldskron
Tina Walzer: Ein Fest in Salzburg. In: DAVID, Heft 118, Rosch Haschana 2018, link: https://davidkultur.at/artikel/ein-fest-in-salzburg