Ausgabe

»Bis heute verachte ich Stalin viel mehr als Hitler«

 Christoph Tepperberg

Inhalt

Arik Brauer: Die Farben meines Lebens. Erinnerungen.

Ergänzte Neuausgabe, basierend auf der durchgesehenen, erweiterten

Neuausgabe von 2014, Originalausgabe 2006.

Wien: Amalthea Signum Verlag 2021.

Gebunden, 336 Seiten, zahlr. Abb., Euro 28,00.-, eBook: Euro 27,99.-

ISBN-13: 978-3-99050-216-7

eISBN: 978-3-903217-85-0

arikbauer.jpg

Die Lebenserinnerungen Arik Brauers (1929–2021), gleichgültig in welcher Ausgabe man sie liest, sind ein ans Herz gehendes Erlebnis. Die nun posthum vorliegende, ergänzte Neuausgabe beginnt mit Arik Brauers Vorwort von 2014 (S. 6-9). Auf den letzten Seiten der Ausgabe finden sich persönliche Äusserungen seiner Töchter Timna, Talia und Ruth sowie ausgewählte Abschiedsworte namhafter Wegbegleiter und Freunde aus Kunst, Kultur und Politik wie Danielle Spera, Otto Schenk, Rudolf Buchbinder und Alexander Van der Bellen (S. 307-333). Allein diese Texte bezeugen die hohe Wertschätzung für Arik Brauer und seine unbestrittene Einmaligkeit.

 

Umrahmt von Vorwort und Abschiedsworten findet der Leser die persönlichen Lebenserinnerungen eines herausragenden Menschen und Künstlers (S. 11-306), ein farbiges Kaleidoskop aus Zeitgeschichte und Lebensgeschichte, aus Geschichten, Liedertexten und Illustrationen. Er erzählt von seiner Kindheit und Jugend, seiner Karriere, seinen Überzeugungen, wobei der uns die Ereignisse des 20. Jahrhunderts in überzeugender Weise zugänglich macht.

 

Arik Brauer wurde 1929 als Kind jüdischer Emigranten aus Russland in Wien geboren. Die NS-Herrschaft bereiteten seiner unbeschwerten Kindheit ein jähes Ende, er überlebte in Wien als »U-Boot« in einem Versteck. Ab 1945 studierte Brauer an der Akademie der bildenden Künste in Wien u. a. bei Albert Paris Gütersloh (1887–1973) und gilt als Mitbegründer der »Wiener Schule des Phantastischen Realismus«. Brauer unternahm ausgedehnte Reisen und trat als Volksliedsänger in Erscheinung. 1957 hatte er in Paris seinen Durchbruch als Maler. Seine abenteuerlichen Reisen mit dem Fahrrad durch Europa und Afrika sind ebenso Bestandteil des Buches wie seine Abrechnung mit der kommunistischen Ideologie. Die politische und psychologische Situation im Nahen Osten wurden sowohl in israelischem als auch arabischem Kontext beleuchtet.

 

Arik Brauer war durch und durch Familienmensch. Die Familie gab ihm Kraft, er gibt seiner Familie Kraft über seinen Tod hinaus. Brauer war nicht »abgehoben«, sondern durchaus »geerdet«, blieb trotz seines grossen Erfolges als Universalkünstler stets »am Boden«. Er war ohne jeden Dünkel, hatte eine sympathische, verständliche Sprache. Wie er sprach, so schrieb er auch. Abgesehen von seiner Verfolgung in der NS-Zeit wurde er ein Leben lang reich beschenkt: durch sein fröhliches Naturell, seine künstlerische Begabung, seine Sportlichkeit, ein hohes Alter in Gesundheit, seine Gabe auf Menschen zuzugehen. Zudem war er ganz nebenbei ein Botschafter Israels und des Judentums – mit einem differenzierteren Blick auf seine Mitmenschen, auch auf die der NS-Zeit. Seine Autobiografie, die er in dritter Person erzählt, ist ein grossartiges und leicht lesbares Zeugnis unserer Zeit.