Ausgabe

Alexandre Kantorow und das Orchestre National de France in Wien

Michael Friedmann

Am 5. Mai begeisterte der junge französische Starpianist Alexandre Kantorow mit dem Orchestre National de France unter Cristian Măcelaru im Wiener Konzerthaus

 

Inhalt

Auf dem Programm standen D’un matin de printemps  sowie D’un matin triste der viel zu früh an Tuberkulose verstorbenen Komponistin Lili Boulanger (1893–1918) sowie Frédéric Chopins Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 f-moll op.21 und Claude Debussys drei symphonische Skizzen La mer aus den Jahren 1903–05.  

 

Der mit ganzem Körpereinsatz agierende Dirigent Cristian Măcelaru hatte mit dem Orchestre National de France einen wunderbaren Klangkörper zur Verfügung, der ihm besonders dann mit Freude zu folgen schien, wenn es schneller und lauter werden sollte. Man spürte dann französische Lebensfreude. 

 

Am Klavier sass Alexandre Kantorow. Er spielte Chopin und man fragte sich, ob man hier einen Ausserirdischen, ob der Technik und der Geschwindigkeit, vor sich hat. Richtig genial. Das Publikum war begeistert und so gab es Zugaben. Die Komponistin Lili Boulanger wurde leider nicht älter als vierundzwanzig Jahre, doch beide ihre Werke zeigen ausserordentliche Reife und Kompositionskunst. Sie hätte sicher noch viel Schönes schaffen können.

 

Das Orchestre National de France wurde bereits vor neunzig Jahren gegründet; es ist sicherlich eines der besten Orchester Frankreichs. Unter der umsichtigen Leitung seines Musikdirektors Cristian Măcelaru bringt es als musikalischer Botschafter französischer Kultur insbesondere den legendären französischen Klang derzeit auf seiner Europatournee zu Gehör.