Ausgabe

Woke-Tribunale

Thomas Varkonyi

Inhalt

Julie Burchill: Willkommen bei den Woke-Tribunalen.

Wie #Identität fortschrittliche Politik zerstört.

Berlin: Edition Tiamat 2023.

376 Seiten, Paperback, Euro 34,00.-

ISBN 978-3-89320-306-2

 

Die Kolumnistin Julie Burchill wird von ihren Fans für die klügste Frau Englands gehalten;

ihre Feinde nennen sie dafür gerne Winston Burchill. Wie dem auch sei, ihre Freude am polemischen Formulieren ist jedenfalls evident.

 

Ihr Buch ist ein äusserst eloquenter Rundumschlag gegen alles, was „woke“ ist. In unserem Kontext ist vor allem das Kapitel 5 interessant, das „Farbtabellenpolitik: Hipper Antisemitismus und woke Islamophilie“ heisst. Dort heisst es unter anderem: „Schon bevor Leute wie ich über die Woken spotteten, machten wir uns über ihre Vorfahren lustig: die »politisch Korrekten«, die dem Lexikon zufolge der Überzeugung sind, »dass sprachliche Bezeichnungen und Handlungen, die politische Empfindungen verletzen könnten, beseitigt werden sollten«.“

 

Die erste Erwähnung des Begriffs findet sich in einer Ausgabe der New York Times von 1934, wo über Nazi-Deutschland berichtet wird, dort würden »reine ›Arier‹ bevorzugt, deren Meinungen politisch korrekt sind«. Wie bei vielen unglücklichen Dingen (Antisemitismus kommt mir dabei sofort in den Sinn) konnte das, was extrem rechts war, leicht zu etwas extrem Linkem werden.“

 

Auch die BBC kriegt ihr Fett ab. Burchill schreibt von einer „geifernden Islamophilie des Senders, die unweigerlich mit einer Voreingenommenheit gegen den winzigen Staat Israel einhergeht, während die ihn umgebenden Fanatikerstaaten buchstäblich mit Mord davonkommen.“ Sie ist ausserdem der Auffassung, dass die BBC Antisemitismus befeuert, wenn sie sich „von dem woken Engagement für einen hippen Faschismus, der sich als Kampf für die Rechte der Palästinenser tarnt,“ begeistert zeigt. Ein provokantes, aber auch ein sehr amüsantes Buch.

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