Thomas Varkonyi
Karsten Krampitz: Pogrom im Scheunenviertel.
Antisemitismus in der Weimarer Republik und die Berliner Ausschreitungen 1923.
Berlin: Verbrecher Verlag 2023.
152 Seiten, Broschur, Euro 19,00.-
ISBN 9783957325679
Oft scheint es in offiziellen Darstellungen so zu sein, dass der Antisemitismus mit den Nazis nach Deutschland kam und 1945 mit ihnen auch wieder verschwand. Dass dem aber nicht so war, und der Antisemitismus eine lange Vorgeschichte hatte, vergegenwärtigen Bücher wie dieses.
In den Strassen des sogenannten Scheunenviertels, nordwestlich des Berliner Alexanderplatzes gelegen, findet im November 1923 ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung statt. Bereits im „demokratischen“ Preussen gibt es erste Internierungslager und einen Berliner Polizeipräsidenten, der von einer „Ostjudenplage“ spricht und diese entsprechend behandelt.
Dieser Geschichte geht der Historiker Karsten Krampitz in seinem neuen Buch „Pogrom im Scheunenviertel: Antisemitismus in der Weimarer Republik und die Berliner Ausschreitungen 1923“ nach. Krampitz untersucht, wie im Krisenjahr 1923 die verbale Gewalt nach und nach in physische Gewalt umschlägt. Dabei fragt er, warum die judenfeindlichen Ausschreitungen der Weimarer Demokratie heute so gut wie vergessen sind.
Eingebettet in dichotomische Kontextualisierungen wie Ostjuden und Westjuden und Nationalismus und Antisemitismus wird der verhängnisvolle Verlauf nachvollziehbar.
Ein schmales, aber umso wichtigeres Buch.
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