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Was ist los in Israel? Empfehlungen für den Fernsehabend

Michael Bittner

Inhalt

Meine erste Empfehlung ist die Arte-Dokumentation „Israel – Kampf der Stämme“ von 2023, die bis 10. März 2024 in der Mediathek zu sehen war.[1] Es sind nicht die klassischen Zwölf Stämme, sondern jene, die sich seit der Staatsgründung 1948 in Israel herausgebildet haben: Die Gründer, weisse Ashkenazim, die aus Europa eingewandert sind und sich für die Elite halten. Die Orthodoxen, die sich für den Staat nicht interessieren und auch keinen Militärdienst machen wollen. Die Sefarden, die Mizrachim genannt werden, dunklere Hautfarbe haben und aus arabischen Staaten stammen, wähnen sich wirtschaftlich und politisch benachteiligt. Die Araber, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, die sich noch mehr benachteiligt und nicht zugehörig fühlen.

 

Die Dokumentation zeichnet mit Interviews von Repräsentanten der einzelnen Stämme und Ausschnitten aus historischen Videos den Weg Israels vom demokratischen Vorzeigestaat zum zerrissenen Land der Gegensätze nach, beginnend mit 1973, als die Einheit der Meinungen zu zerfallen begann. Eine hervorragende Dokumentation, die auch uns zum Nachdenken anregen sollte.

 

Die Produktion ist in Deutschland gemacht, jedoch von Israelis, die ihre linke politische Einstellung nicht verleugnen können. Zwar sind die Statements sehr ausgewogen, doch fehlen manche Ereignisse, die mich interessiert hätten. Zum Beispiel wird die Problematik der äthiopischen Juden verschwiegen; die schwarze Unterschicht ist kein eigener Stamm? Die Mizrachim werden sich dagegen verwehren, dass sie zu ihnen gerechnet werden. Es gibt also noch einen fünften Stamm; er steht im gesellschaftlichen Ansehen weit unter allen anderen.

 

Ein weiteres Detail betrifft Ehud Barak, der nach dem traurigen 7. Oktober 2023 der Regierung Ejzes geben wollte: wie hat er es geschafft, seine eigene Partei, die Arbeitspartei, binnen kurzer Zeit zu vernichten? Kein Hinweis darauf. Dennoch eine äusserst sehenswerte Dokumentation.

 

Wer noch nicht genug vom Thema hat, kann weiterschauen unter den vielen Dokus, die unter den Schlagwörtern „Israel“ oder „Jerusalem“ zu finden sind. Eine davon möchte ich noch empfehlen: „Der Kampf um Jerusalem“[2] ist eine neue französische Dokumentation, ähnlich aufgebaut wie die deutsche, sehr ausgewogen, vielleicht ein bisschen zu ausgewogen. Wenn ein muslimischer Wissenschaftler erklärt, dass die Al-Aksa-Moschee schon vor der Schöpfung der Welt und vor der Erschaffung Adams als Moschee erbaut wurde, dürfte man das nicht einfach so stehen lassen. Aber dennoch ein sehenswerter Film.