Horst Doležal
Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Grossbürgertum Wiens 1800-1938, S-T. Zugleich Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ – Wien Dritte Folge, Band 18.
Amalthea Signum Verlag, Wien 2023.
LXXIII-LXXX + 3.081-4.605 Seiten, Euro 175,00.-
ISBN 978-3-99050-061-3
Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Grossbürgertum Wiens 1800-1938, U-Z. Zugleich Jahrbuch der Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft „Adler“ – Wien Dritte Folge, Band 19.
Amalthea Signum Verlag, Wien 2023.
LXXXV-C + 4.606-5.369 Seiten, Euro 125,00.-
ISBN 978-3-99050-267-9
Nach Band I (2011) und Band II (2016) liegt nun der dritte Band des Jüdischen Grossbürgertum Wiens 1800 bis 1938 vor. Der Umfang des Inhaltes machte diesmal die Aufteilung auf zwei Bücher notwendig, waren doch die buchbinderischen Möglichkeiten an ihre Grenzen gestossen.
Sind Themenstellung und Einführung in den beiden ersten Besprechungen (DAVID Nr. 93/2012 und Nr.112/2017) behandelt, so beginnt der dritte Band mit einer Vorstellung der über 170 in diesem Band behandelten Familien, einem Abkürzungsverzeichnis und einer Bedienungsanleitung, die Hilfestellung gibt, die Bände in ihrer Datenfülle und die in die Tiefe gehenden Angaben zu nutzen. Auf den ersten Blick verwirrend, bietet das angewandte durchdachte System die Möglichkeit, platzsparend maximale Übersichtlichkeit zu gewährleisten.
Mit Recht wird darauf hingewiesen, dass eine zweidimensionale Darstellung der oft sehr komplexen Familienzusammenhänge nicht machbar ist. Welche persönlichen Daten werden nun pro bearbeiteter Person nach Möglichkeit geboten? Am Beispiel Adolf Ignaz Eugen Kohn/Körner wird dies beispielhaft gezeigt: Vorname(n), Nachname(n), Geburtsdatum, -ort und Taufe. Eheschliessung(en), Austritt aus dem Judentum und endlich, Ableben und Begräbnis.
Welche Faktoren zeichnen dieses Lexikon besonders aus? Die breite, Ländergrenzen überschreitende Quellenkenntnis. Diese ist Grundlage für die Aufarbeitung internationaler Verflechtungen, wie sie besonders der behandelten Gesellschaftsschicht eignet. Das penible Aufarbeiten der jüdischen, katholischen und evangelischen Matriken sowie diverser, wirtschaftliche Belange betreffender Archivbestände.
Weiters ist es die Fülle der gewonnenen und verarbeiteten Daten, die beeindruckt und Hilfestellungen für kulturgeschichtliche, gesellschaftspolitische, genealogische und ähnliche Fragen zur Verfügung stellt. Schier unglaublich ist die textliche Darstellung von den familiären Zusammenhängen, waren doch besonders beim jüdischen Grossbürgertum Verwandten-Ehen über Landesgrenzen hinweg nicht selten. Mehrere Ehen (auch nach Scheidungen) und Kinder samt Schwiegerkindern sind erfasst und stellen so jede einzelne Person in ihrem genealogischen Zusammenhang dar.
So liegt ein qualitätvolles Personenlexikon vor, ein Standardwerk, dem nichts mehr hinzuzufügen ist und das als Ausgangspunkt für weiterführende Einzelstudien zu einzelnen Personen oft zur Hand genommen werden wird, sei es für Bereiche in Kunst und Wissenschaft, sei es für Wirtschaft und Technik. Das Erscheinen des alle Bände umfassender Namenindex ist für Frühjahr 2025 vorgesehen. Dem Autor und dem Verlag ist höchste Anerkennung und Dank auszusprechen.