Nach achtmonatigem Krieg zwischen Gaza und Israel, der mit einem grossangelegten Terroranschlag am 7. Oktober 2023 begonnen hatte, konnte man in der israelischen Presse lesen, dass sich ein von den harten Kämpfen arg strapazierter Reservist kurz vor seinem vierten Einsatz das Leben genommen hatte. War diese für die Armee schwer ertragbare, nicht endende Belastungsprobe zu viel für ihn gewesen?
* PTBS
„Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) zählt zu den psychischen Erkrankungen aus dem Kapitel der Belastungs- und somatoformen Störungen. Ihr gehen definitionsgemäss ein oder mehrere belastende Ereignisse von aussergewöhnlichem Umfang oder katastrophalem Ausmass (psychisches Trauma) voran. Dabei muss die Bedrohung nicht unbedingt unmittelbar die eigene Person betreffen, sondern kann auch bei anderen beobachtet und erlebt worden sein (zum Beispiel als Zeuge eines nachhaltigen Pogroms, gewalttätige Kriegsereignisse).
Die PTBS tritt in der Regel innerhalb eines halben Jahres nach dem traumatischen Ereignis auf und geht mit unterschiedlichen psychischen und psychosomatischen Symptomen einher. Häufig treten im Verlauf einer PTBS noch weitere Begleiterkrankungen (Komorbidität) und -beschwerden auf (in bis zu 90 % der Fälle). Oftmals kommt es – neben den typischen PTBS-Grundsymptomen einer vegetativen Übererregbarkeit und des Wiedererlebens traumatischer Erinnerungen (oder von Erinnerungsfragmenten), sogenannten Flashbacks – auch zu einem Gefühl von „emotionaler Taubheit“ (Numbing) und der Hilflosigkeit und zu einer Erschütterung des Ich- und Weltverständnisses durch das traumatische Erleben. (…)
Das allgemein gehaltene Kürzel PTBS verweist auf viele Kriegsgeschehnisse: Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sprach man von der «bomb-shell disease»; PTBS-Patienten wurden damals als Kriegszitterer bezeichnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das sogenannte «KZ-Syndrom» bei Überlebenden der Shoah beschrieben. Obwohl die Symptome der PTBS bereits über 100 Jahre wissenschaftlich untersucht wurden, fand die Diagnose erstmals 1980 Eingang in das amerikanische Diagnose-Manual, das von der American Psychiatric Association herausgegeben wird. Diese Entwicklung war massgeblich geprägt durch aus dem Vietnamkrieg heimkehrende amerikanische Soldaten und die Beschreibung des «Post Vietnam Syndrome».[2]