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Ein Illusionist der ersten Stunde Harry Houdini zum 150. Geburtstag

Tina Walzer

Escape Room-Spiele gehören heutzutage zum fixen Programm von Kindergeburtstagsparties. Ein Blick auf den ersten berühmten Entfesselungskünstler zeigt: die Art der Unter­haltung ist nicht neu.

Inhalt

Das Verb „to Houdini“ bezeichnet – wie in Ben Aaronovitchs neuem Roman – in der englischen Sprache, rasch einer schwierigen Situation zu entfliehen. Es bezieht sich auf den bekanntesten Illusions- und Entfesselungskünstler des frühen 20. Jahrhunderts: Harry Houdini. Unter dem Namen Erik Weisz war er am 24. März 1874 als Kind des Rabbiners Mayer Sámuel Weisz und seiner Frau Cecília Steiner in Budapest zur Welt gekommen. Bereits im Alter von siebzehn Jahren beschloss er – aus Verehrung für den französischen Zauberkünstler Jean Eugène Robert-Houdin – dessen Namen zu entlehnen. 

 

1878 emigrierte die Familie in die U.S.A., wo sein Vater als Rabbiner der Zion Reform Jewish Congregation in Appleton, Wisconsin amtierte. Als dieser 1882 seinen Job verlor, fiel die Familie in bittere Armut. Harry musste bereits als Kind arbeiten und trat erstmals mit neun Jahren als Trapezkünstler ­Erich, Prinz der Lüfte auf. Zusammen mit seinem Bruder Theodore zeigte er Entfesselungstricks auf der Weltausstellung in ­Chicago 1893. 

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„My Two Sweethearts.“ Houdini mit Mutter und Ehefrau, 1907. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: http://hdl.loc.gov/loc.pnp/cph.3c12416 & https://www.loc.gov/exhibits/haventohome/haven-century.html, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weiss_with_mother_and_wife.jpg

 

Den Durchbruch schaffte er mit einem Handschellentrick, den er bei Scotland Yard in London vorführte; selbst die Polizisten liessen sich täuschen und Houdini wurde zu einem der bestbezahlten Vaudeville-Künstler mit umgerechnet fast 11.000 USD Wochenverdienst. Als er mit dem Geld ein Kleid der Queen Victoria kaufen und seiner Mutter schenken konnte, war es der glücklichste Tag seines Lebens. Im Unterschied zu anderen bewarb er seine Tricks nicht als Geisterbeschwörung, sondern behauptete, sich in Luft auflösen (dematerialisieren und von A nach B „beamen“) zu können.

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Inserat im Indianapolis Star, 14.3.1915. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Houdini_escapeology_advertisement_(newspaper,_1915).jpg

 

Mit 52 Jahren verstarb Houdini am 31. Oktober 1926 in Detroit, Michigan nach Schlägen auf seinen bereits entzündeten Blinddarm an einer Peritonitis und fand am jüdischen Machpelah Cemetery in Glendale, Queens, NY seine letzte Ruhe. 

Der Friedhof wurde in den späten 1980er Jahren aufgelassen, das Eingangsgebäude 2013 abgerissen. Im Gräber-Cluster von Houdinis Familie wurden mehrfach Grabdenkmäler durch Vandalismus beschädigt sowie Gräber geschändet. Vermutlich ist dafür die abergläubische Suche nach verborgenen Kammern mit magischen Geheimnissen rund um Houdinis Grab verantwortlich. Die Society of American Magicians, deren Präsident Houdini einst bis zu seinem Tod gewesen war, zelebrierte über Jahrzehnte immer wieder an Houdinis Todestag Rituale bei dessen Grabmal. Nachdem eine Houdini-Büste vier Mal zwischen 1975 und 1993 zertrümmert oder gestohlen worden war, gab die Society of American Magicians es auf, die Büste zu ersetzen. 

Der bekannteste Zauberkünstler der Gegenwart, David Copperfield, und der Escape Artist James Randi spendeten beide 1996 hohe Summen für die Reparatur von Vandalismus-Schäden an den Ruhebänken sowie an der Büste im Verband des Weisz-Grabmals. Trotzdem fehlen die Grabtafeln von Houdinis Schwester Gladys sowie die seines Bruders Leopold mittlerweile zur Gänze. Erst 2013 beschlossen die amerikanische Magiervereinigung und das Houdini Museum in Pennsylvania schliesslich gemeinsam, für die Restaurierung und zukünftige Pflege von Houdinis Grab zu sorgen.

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Der Milchkannentrick, 1908. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei, United States Library of Congress’s Prints and Photographs division, digital ID  cph.3c12435, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Harry_Houdini_performs_the_great_milk_can_escape.jpg

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Der Handschellentrick im Circus Busch, Berlin, 1908. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: United States Library of Congress’s Prints and Photographs division, digital  cph.3g03293, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Houdini_and_the_circus,_Berlin,_1908.jpg