Ausgabe

Die Geschichte des Sozialwesens der IKG Wien

Evelyn Adunka

Inhalt

Esther Jelinek: Transformationen der Zedaka. Eine Erzählung von Wohlfahrt, Armenfürsorge und Sozialer Arbeit der Israelitischen Kultusgemeinde zwischen 1945 und 2012 in Wien.

Vienna University Press bei V & R press, Wien 2024.

418 Seiten, zahlreiche Abb., Euro 67,00.- 

ISBN 978-3-8471-1716-2

 

Im Rahmen der von Präsident Ariel Muzicant gegründeten Judaica Forschung gem. GmbH publizierten Buchreihe erschien nun auch eine Geschichte des Sozialwesens der IKG. In seinem Vorwort widmete Muzicant den Band seinem Cousin, dem Arzt David Vyssoki, einem der Gründer von Esra.

 

Die Autorin Esther Jelinek, die Tochter der langjährigen Chefkuratorin des Wiener jüdischen Museums Felicitas Heimann-Jelinek, hat eine gut recherchierte und gut geschriebene Studie vorgelegt. Nur ein Irrtum ist zu korrigieren, der Generaldirektor der Oesterreichischen Nationalbank Heinz Kienzl war nie Nationalratspräsident.

 

Jelinek beginnt mit einer Würdigung der Fürsorgerin Franzi Danneberg Löw, die sich unter grossem persönlichem Risiko in der NS-Zeit für die ihr anvertrauten Kinder einsetzte, was ihr von der IKG nach 1945 nicht gedankt wurde. Sie beschreibt auch die Schwierigkeiten, mit denen sich die Rückkehrer konfrontiert sahen, ihre alten Wohnungen zurückzubekommen, mit einem prominenten Beispiel, dem Kabarettisten Karl Farkas.

 

Weitere Kapitel behandeln die Fürsorgeabteilung der IKG, die von Hermine Kinsbrunner, Edith Auerhahn, Susanne Schmid, die praktische Arbeit anhand von anonymisierten Fallbeispielen, die Sozialkommission, und die Geschichte des Maimonides-Zentrums. Ein Interview mit Kitty Schrott ermöglichte es, den Lebensweg von Auerhahn genauer zu beschreiben.

 

Die Gründungsgeschichte von Esra, dem 1994 eröffneten psychosozialen Gesundheitszentrum, einer Partnerorganisation der IKG, kann laut Jelinek nicht auf eine einzige Person zurückgeführt werden. Als die wichtigsten Gründungsväter und -mütter nennt sie Alexander Friedmann, David Vyssoki, Elvira Glück, Robert Tudiwer, Paul Grosz und Ariel Muzicant. Über Glück, die auch die Idee für die Namensgebung der Institution hatte, schreibt Jelinek: „Obgleich Glück eine Schlüsselfigur war, repräsentierten David Vyssoki und Alexander Friedmann als Ärzte und als Männer ESRA nach aussen. Den ihr zustehenden Platz erhält Glück dabei nicht.“

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