Im Jahre 1929 übernahm mit dem Berner Otto Eicher, Präsident des BSC Young Boys Bern, ein liberaler Befürworter des Berufssports, das Zentralpräsidium des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbands (SFAV).
Im Jahre 1929 übernahm mit dem Berner Otto Eicher, Präsident des BSC Young Boys Bern, ein liberaler Befürworter des Berufssports, das Zentralpräsidium des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbands (SFAV).
Eicher leitete umgehend einschneidende Reformen ein, und im Jahre 1931 wurde auf einer Delegiertenversammlung des SFAV in Bern die Einführung einer Nationalliga mit Profis beschlossen. Pro Verein durften zudem drei professionalisierte Ausländer eingesetzt werden. Die Spieler verdienten nicht schlecht, aber auch kein Vermögen. Viele Spieler wechselten in der Folge ins Ausland, unter ihnen der populäre Goalgetter „Trello“ Abegglen, der im französischen Sochaux-Montbéliard zum Meister und Torschützenkönig avancierte. Die schweizerischen Spitzenclubs wie Grasshoppers Zürich, Servette Genf, der FC Lugano oder Lausanne Sports nahmen am Mitropa- und am Kontinental-Cup teil und sorgten für eine gewisse Internationalisierung des populären Spiels. Leider gaben die Clubs aber in der Regel viel mehr aus, als sie eingenommen hatten. So war Meister Servette Genf im Jahre 1935 mit mehr als 250.000 Franken verschuldet, eine erkleckliche Summe für damalige Verhältnisse.
Den Gegnern des Professionalismus waren die grossen wirtschaftlichen Probleme der Vereine wie Wasser auf die Mühlen. Der nationale Verband SFAV suchte seine Einnahmen mit möglichst lukrativen Länderspielen auch von B-Auswahlen zu vergrössern, während die Clubs die Anzahl der Repräsentativspiele begrenzen wollten, um ihre besten Spieler zu schonen. Dies sorgte für andauernde Reibungen zwischen Verband und Vereinen. Anlass zu Konflikten sowie zu einer gewissen Fremdenfeindlichkeit gab zudem der Einsatz von in der Liga dominant aufgetretenen Ausländern sowie die Macht der
Vereinspräsidenten, denen seitens des Verbands und oft auch seitens der Zeitungen schnöder Materialismus und zu wenig Patriotismus vorgeworfen wurde. Früher seien die Spieler mit „Herz“ bei der Sache gewesen, wahre Sportler würden nämlich aus sportlicher Begeisterung handeln. Die häufigen, zum Teil herben Niederlagen der Nationalmannschaft wurden auf diese mangelnde Einstellung, auf eine Charakterschwäche der geldorientierten Professionals, zurückgeführt. Im Jahre 1937 trat in der Auseinandersetzung mit dem Professionalismus eine abrupte Wende ein. In einer ausserordentlichen Generalversammlung des SFAV wurde die Aufhebung des Berufssports gefordert. Im selben Jahr beschlossen Vereinspräsidenten und Vorstand der Nationalliga, dass die Spieler einem „ordentlichen“ Beruf nachzugehen hätten. Ab 1938 durften die Akteure bei Transfers kein Handgeld mehr entgegennehmen.
Der vielleicht grösste Sieg einer Schweizer Auswahl aller Zeiten, das viel umjubelte 4:2 gegen Grossdeutschlands „Amateure“ im Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft im Jahre 1938 in Frankreich, brachte jedoch nicht nur die Funktionäre, sondern auch die schreibende Zunft zum Staunen. Die schweizerischen Profis zeigten nämlich, dass sie eben doch kämpfen konnten, und dies erst noch gegen einen scheinbar übermächtigen, ja wirtschaftlich und politisch bedrohlichen Gegner. Die Kriegsmobilmachung vom September 1939 brachte dann den regulären Spielbetrieb zu einem abrupten Stillstand. Die Gegner des Professionalismus nutzen die Gunst der Stunde skrupellos aus. Im Jahre 1941 wurde mit dem freisinnigen (liberalen) Grasshoppers-Mitglied Dr. Robert Zumbühl ein erklärter Gegner des Berufssports Präsident des nationalen Verbands. Unter seinem langjährigen Präsidium wurde der Profifussball offiziell verboten. Die repressiven Bestimmungen von 1943 sahen beispielsweise vor, dass bei einem blossen Vereinswechsel eine einjährige Sperre verhängt wurde. Diese repressive Politik gegenüber dem Professionalismus wurde auch nach dem Zweiten Weltkrieg aufrechterhalten, nicht nur diskursiv, sondern auch in bisweilen harschen Gerichtsurteilen. Im Winter 1946/47 befasste sich die Schweizer Sportwelt wieder einmal mit Vorgängen neben dem Spielfeld: Hans-Peter Friedländer, Nationalspieler und Torschützenkönig der beiden vorangegangenen Nationalliga-Saisonen, stand vor Gericht. Zwar nicht vor einem staatlichen Tribunal wegen eines strafrechtlichen Tatbestandes, aber vor dem ausserordentlichen Schiedsgericht für Transferangelegenheiten des Schweizerischen Fussball- und Athletikverbandes. „Der Saal wurde von Polizisten überwacht, als wäre ich ein Schwerverbrecher“, erinnerte sich Friedländer später über die Verhandlungen im Gerichtssaal zu Fribourg. Sein Vergehen: Er hatte für seinen Klubwechsel von GC zu Lausanne-Sports ein Handgeld, ein Darlehen und das Versprechen einer guten Arbeitsstelle akzeptiert. Dies widersprach dem helvetischen Berufsspielerverbot.
Vor dem Schiedsgericht trat eine Reihe von Zeugen auf, unter anderem GC-Trainer Karl Rappan. Er versicherte ehrenwörtlich, von „Friedländer selbst“ über die Details des Transfers informiert worden zu sein. Friedländer reagierte mit einer ehrenwörtlichen Erklärung im gegenteiligen Sinn. Daraufhin herrschte ihn Rappan an: „Ich habe Sie immer für einen anständigen Sportsmann gehalten!“ Worauf Friedländer antwortete: „Ich Sie auch!“ Rappan selber wurde von Friedländers Braut belastet, die zu Protokoll gab, „dass Rappan versprochen habe, ihnen die Aussteuer zu kaufen, wenn Friedländer in Zürich und bei den Hoppers bleibe“. Rappan räumte dagegen lediglich ein, es sei von einem „schönen Hochzeitsgeschenk“ die Rede gewesen. Das Schiedsgericht brummte Friedländer schliesslich eine dreijährige Spielsperre auf, die in der Revision dann auf 20 Monate reduziert wurde. Lausanne-Trainer Louis Maurer, der Friedländer das Angebot unterbreitet hatte, verlor die Trainerlizenz. Dieses Urteil wurde bald danach aufgehoben und Maurer sollte Anfang der 1970er Jahre sogar Nationaltrainer werden. Ausserdem wurden Friedländer und Maurer mit je 500 Franken und Lausanne-Sports mit 2.000 Franken Busse sowie dem Verlust von vier Heimspielen bestraft.
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere fiel einer der begnadetsten Schweizer Torjäger jener Zeit also aus sportideologischen Gründen für zwei Saisonen aus. Ansonsten erlitt Friedländer in seiner Laufbahn auch nicht weniger als acht Knochenbrüche. Geboren 1920 in Berlin war er als Fünfjähriger in die Schweiz gekommen. Nach seiner Juniorenzeit und der Ausbildung zum Ingenieur stiess Friedländer während des Zweiten Weltkriegs vom FC Schaffhausen zu den Grasshoppers. 1940 erhielt er die Schweizer Staatsbürgerschaft – gerade noch im letzten Moment. Mit den Nürnberger Gesetzen der Nazis war er 1935 als deutscher Jude vom Reichsbürger zum rechtlosen „Staatsangehörigen“ herabgestuft worden. In der Schweiz auf der anderen Seite wurde zu jener Zeit die Einbürgerung von Juden zunehmend erschwert und 1941 dann ganz verunmöglicht.
Mit seinem Schweizerpass konnte der Stürmerstar auch in der Nationalmannschaft aufgeboten werden. Er debütierte im November 1942 gegen Schweden im heimischen Hardturm und erzielte vor 32.000 Zuschauern bereits in der dreizehnten Minute sein erstes Länderspieltor. Die Partie mitten im Zweiten Weltkrieg wurde von der Schweizer Presse als Demonstration der neutralen und demokratischen Staaten gefeiert. In den kommenden zehn Jahren sollten weitere einundzwanzig Länderspiele mit elf Toren Friedländers dazukommen.
Nach Ablauf seiner Sperre war Friedländer auch an der ersten Nachkriegs-WM 1950 in Brasilien dabei. Bei der Schweizer Startniederlage gegen Jugoslawien (0:3) sass er auf der Ersatzbank. In den beiden weiteren Partien (2:2 gegen Brasilien und 2:1 gegen Mexiko) blieb er ohne Torerfolg. Im Spiel gegen den Gastgeber und hohen Turnierfavoriten stand er in der 89. Minute alleine vor Torhüter Moacyr Barbosa, vermochte aber nicht zum Siegtreffer einzuschiessen und die Sensation perfekt zu machen. Hingegen verzichtete Friedländer darauf, im selben Jahr mit der Schweizer Maccabi-Auswahl zur Maccabiade, den „jüdischen olympischen Spielen“, nach Tel Aviv zu reisen. Die helvetischen Maccabi-Kicker mussten damit auf den besten jüdischen Spieler der Schweiz verzichten, hatten aber in ihren Reihen mit Robert Weil einen anderen Nationalligaspieler.
In der Saison 1950/51 wurde Friedländer, nunmehr für Lausanne spielend, ein drittes Mal Torschützenkönig der Nationalliga A. Seine Länderspielkarriere beendete er am 9. November 1952 mit einer Partie gegen sein ehemaliges Heimatland Deutschland. Die Schweiz verlor 1:5, den Ehrentreffer erzielte Friedländer.