Ausgabe

Die Fürsten Esterházy als Schutzherren der jüdischen Sieben-Gemeinden 1612-1848

Michael Bittner

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Inhalt

Felix Tobler: Die Fürsten Esterházy als Schutzherren der jüdischen Sieben-Gemeinden 1612–1848.

Mitteilungen aus  der Sammlung Privatstiftung Esterházy Band 12.

Eisenstadt: Esterházy Privatstiftung 2021.

Broschiert, 250 Seiten, 96 Abbildungen, Euro 40,00.-

ISBN 978-3-9519823-1-1.

 

Die meisten wissenschaftlichen Werke in Europa entsprechen dem Vorbild des verblichenen Amtlichen Telefonbuchs: Sie sind gut recherchiert, korrekt, fast fehlerfrei, aber zum Lesen ungeeignet, da sich die Autoren nicht erwarten, dass jemand so etwas liest. Wie bekannt, ist dies im angloamerikanischen Raum anders, hier wird für Leser, nicht für Buchregale geschrieben.

 

Felix Tobler, Hofrat in Ruhe und langjähriger Referatsleiter des Burgenländischen Landesarchivs, ist eine rühmliche Ausnahme. Sein Buch über die Siebengemeinden ist hervorragend recherchiert, interessant geschrieben und dennoch wissenschaftlich korrekt. Es macht Freude, etwas zu lesen, das fundiert, aber auch unterhaltsam ist. Ein schönes, sublimes Beispiel: ein Schutzbrief eines aus Böhmen zugezogenen Juden wird auf Seite 194 (Abbildung 88) reproduziert. Wie heisst er? Moises Behm. Man hätte ja auch ein unlustiges Beispiel bringen können.

 

Die farbigen Abbildungen der Archivalien sind hervorragend ausgewählt und reproduziert, die äussere Form der von der Zeit gegerbten Papiere wird fassbar, dabei sind die Handschriften gut lesbar, leider nicht bei den Schwarz-Weiss Fotos, die hätte man mit Photoshop besser bearbeiten sollen.

 

Zum Inhalt ist zu bemerken, dass der Text eine hervorragende Zusammenschau von Literatur und Archivalien darstellt (Verzeichnis Seiten 239 bis 248), über dieses Thema wurde ja schon sehr viel geschrieben, Tobler stellt manche Missverständnisse früherer Autoren klar. Dabei zieht er auch ungarische Literatur heran, beispielsweise Miksa Pollák, was nicht alle österreichischen Autoren machen. Viele sind noch der Meinung, dass unser Land die Insel der Seligen sei, an dessen Grenzen die Geschichte aufhört.

 

Mein Wunsch an die Herausgeber für die zweite Auflage: ein härterer Einband, der sich nicht gleich molluskenartig verformt, wäre das eine, die Ergänzung der Transkriptionen von Archivalien auf den Seiten 211 bis 237, die das Buch ausserordentlich bereichern, durch Fotos der Originale das andere; ansonsten bleiben keine Wünsche offen.

 

P.S. Den europäischen Wissenschaftsautoren zum Trost: Mein Grossvater sel. A. hat sehr gern im Amtlichen Telefonbuch gelesen, um seine Namensforschungen voranzutreiben.