Michael Bittner
Kurt Fleischner: Wenn der Rebbe lacht. Der jüdische Witz und die Psychotherapie.
Picus Verlag, Wien 2024.
200 Seiten, gebunden, Euro 24,00.-
ISBN 978-3-7117-2153-2
Nu, dachte ich mir bei Ansicht des Buches, ist der Titel geklaut (Un as der Rebbe lacht, Klezmer-Klassiker), dann werden die Witze auch geklaut sein? Aber Vorurteil beiseite – alle 110 sind es wert, gelesen zu werden, sie sind auch nicht von Salcia Landmann abgeschrieben und manche kannte auch ich noch nicht, also kein humoristisches Recycling.
Von aussen macht der Band (gebunden!) schon einen guten Eindruck, die Einbandillustration ist Pan Tau, s.A. nachempfunden. Von innen findet man einen humorvollen, aber fundierten Text, der den Autor als reflektiven Vertreter seines Berufsstandes ausweist, der viel von allen möglichen Varianten therapeutischer Richtungen versteht und durch den verständlichen Text unter die Leute bringt.
Im einleitenden Kapitel geht der Autor der Frage nach der Funktion von Humor in der Psychotherapie nach und beleuchtet den Stellenwert des Humors im Judentum, Aspekte, die zusammengehören müssen, wenn es stimmt, dass nur 90 Prozent der wichtigen Psychotherapeuten Juden sind. Der Hauptteil stellt dann verschiedene Richtungen der Psychotherapie vor, von der Psychoanalyse bis zur Organisationsberatung. Leider fehlt Jacob Levy Moreno, der 2024 den 50. Todestag feiert, mit seinem Psychodrama, da wäre ich gespannt, welcher Witz sich als Einleitung dafür anbietet. Die Idee, jeden Aspekt des Buches durch einen Witz einzuleiten und diesen, manchmal sogar schlüssig, als Aufhänger für den Inhalt zu nehmen, verdient Applaus. Viele gute Ideen, gute Gedanken sind in diesem Text verarbeitet, auch viele gute Witze, eine anregende Lektüre, vor allem, wenn man Erfahrungen mit Psychotherapie hat. So ist es ein Buch mit Witzen, aber nicht über Witze, so wie es Urvater Freud verfasst hat, ein Kompendium für alle, die sich für Psychotherapie interessieren und Information, verpackt in feinem Humor suchen.
Ein Witz, der nicht im Buch steht: Freud sitzt am Stuhl, der Klient liegt auf der Couch und redet in einer Tour. Freud schreibt nur ein einziges Wort auf: „Völlig verrückt“.
Gibt es etwas Unnötiges auch? Ja, die schrecklichen Innen-Doppelpünktchen. Ich glaube, dass Menschen, die den anderen ihre Pünktchen aufoktroyieren wollen, ohnehin keine Bücher kaufen. Also, liebes Lektorat, weg mit den Pünktchen!