Ausgabe

Viktor

Inhalt

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Judith Fanto: Viktor. Roman. Aus dem Niederländischen von Eva Schweikart.  
Stuttgart: Verlag Urachhaus 2021. 
415 Seiten, Euro 24,70.-
ISBN 978-3-8251-5257-4

Es ist ein ungewöhnliches, gelungenes Buch, das auf zwei Zeitebenen spielt. Einerseits beschreibt die Autorin das Leben ihrer wohlhabenden Wiener Familie am Schwarzenbergplatz 6, in der nur mehr wenige jüdische Traditionen gepflegt wurden. Viktor Rosenbaum, der Bruder ihres Grossvaters, will sich nicht um das Geschäft Rosen Öl kümmern; er wird 1942 ermordet werden. Sie zitiert aus Wiener Gesprächen über Nietzsche und Taufen in Wien, die doch das Judentum nicht abwaschen können. Die Beziehung zur Musik hatte in der Familie fast religiösen Status. So heisst es in einem Gespräch über Gustav Mahler: „In Wirklichkeit hatte Mahler eine universelle Gottesvorstellung, und seine Musik vereint Judentum und Christentum.“

 Die Mutter der Autorin wurde 1942 geboren, während ihre Eltern in einem Versteck lebten. In ihrer Jugend in den Niederlanden wusste die Autorin nicht, dass sie jüdisch war und erhielt katholischen Religionsunterricht. 

Die zweite Zeitebene spielt 1994, als Geertje nach der verschütteten Geschichte ihrer Familie fragt und im Familienarchiv stöbert. Sie ändert ihren Namen zu Judith und tritt der jüdischen Gemeinde bei. Beim Besuch der Synagoge in Nimwegen denkt sie: „Zum ersten Mal in meinem Leben befand ich mich unter Juden, unter jüdischen Juden, und doch fühlte ich mich verlorener denn je.“

Das Buch wurde in den Niederlanden als bestes Debüt des Jahres ausgezeichnet. Judith Fanto ist Juristin mit dem Spezialgebiet Medizinrecht.

      Evelyn Adunka