Ausgabe

Eine Rose auf dem Weg

Daniel Marsch 

Inhalt

Bella Liebermann: Roza na doroge. Eine Rose auf dem Weg. Rose on the Road. Kulturelle Traditionen der Juden in Belarus.

St. Petersburg: Renome Verlag 2022.

Russisch-Deutsch-Englisch, CD mit Originalaufnahmen von 1980 beiliegend.

ISBN 978-5-00125-538-3

Interessenten können das Buch bei der Jüdischen Literaturhandlung München oder der Lengfeldschen Buchhandlung Köln (0221 2578403) oder direkt bei Bella Liebermann (bellalieber@googlemail.com) bestellen.

 

Sind die Feldforschungen von der jüdischen Kultur in Osteuropa nach dem Holocaust noch möglich? Das Buch von Bella Liebermann ist ein Beispiel dafür und muss mit „Ja“ beantwortet werden. Das Buch wurde dreisprachig, auf Russisch, Deutsch und Englisch verfasst. Der Titel des Buches ist auch der Titel eines Liedes. Die Geschichte des Buches begann 1980, als Bella Liebermann, damals Studentin der Musikakademie in Minsk, in Baranovichi (einem Stedtl) zwanzig Lieder aufnahm, die von der jiddischen Sängerin Basia Bertam gesungen wurden. Bella besuchte die alte Frau mit einem Kassettenrekorder. Nach ihrer Rückkehr übergab sie die Aufnahmen dem Archiv der Musikakademie. Zu dieser Zeit gab es keinerlei Interesse an Klezmer oder jüdischer Musik, der Antisemitismus war verbreitet. Vielen Jahre später erfuhr Bella Liebermann zufällig bei einem Telefonat mit einem Klezmer-Musiker in New York, dass er die Aufnahmen im Archiv in Minsk gefunden hatte und dass sie der Ausgangspunkt für seine Doktorarbeit über Klezmer-Musik im Jahr 2006 waren. Er übergab die jetzt digitalisierten Aufnahmen Bella und sie plante, diese zu veröffentlichen.

 

Zu dieser Zeit spielte ich schon mit Bella zusammen in der Gruppe Kol Colé. Die Musiker des Ensembles und der Kantor der Synagogen-Gemeinde Köln, Beniamin Munk sel. A. (verstorben 2018), haben bei der Aufarbeitung der Audio-Aufnahme (Text und Musik) geholfen. Diese kleine Sammlung wurde zu einer der ersten dokumentierten Materialsammlungen jüdischer Musikkultur in Osteuropa nach dem Holocaust; einige der Lieder waren unbekannt und werden zum ersten Mal veröffentlicht, andere sind durchaus bekannt. Bella Liebermann hat eine ausführliche Einleitung über die Geschichte des Judentums in Osteuropa geschrieben und wie es zu diesen Aufzeichnungen kam. Ausserdem gibt es Kommentare zu allen Liedern:

„Die zwanzig Lieder, die in diesem Buch beschrieben wurden, sind vergleichbar mit einem Tropfen in einem Meer vielschichtiger Erscheinungsformen jüdischen Lebens, die heute nur teilwiese untersuchbar sind. Diese von einer alten jüdischen Grossmutter in Baranowitschy gesungenen Lieder wurden von mir aufgenommen, als ich eine unerfahrene Studentin war und klingen als leises Echo wie ein Nachhall einer grossen verlorenen Kultur.“ (Bella Liebermann)

 

Die Fotos auf dem schön gestalteten Cover sind von Christian Hermann aus Köln. Auf seinen Reisen machte er viele einzigartige Fotografien, die die Spuren der jüdischen Kultur der Vergangenheit dokumentieren. Auf den Fotografien wurden Fragmente von Bildern dargestellt, unter anderem die Fenster im ehemaligen jüdischen Viertel der Stadt Rakov; eine Geige ist Teil eines Freskos aus der Hauptsynagoge in Czernowitz und ein Bild ist Teil einer rituellen Tischdecke zum Abdecken von Challah (Schabbatbrot) während der Feier des Schabbat. Die traditionelle Stickerei auf dem Tischtuch mit den Worten aus der Thora („Wer den Schabbat feiert, wird dem Herrn wohlgefällig und gesegnet sein“) wurde vom Künstler durch einen musikalischen Text ersetzt, der den Dienst am Herrn auch mit Musik symbolisiert. Dem Buch liegt eine CD mit der Original-Aufnahme bei.

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