Evelyn Adunka
Bernhard Kuschey: Flucht, Exil und Rückkehr österreichischer Sozialistinnen. Anhand der Korrespondenzen von Ella und Karl Heinz.
Wien: Löcker 2023.
356 Seiten, Euro 29,80.-
ISBN 978-3-99098-160-3
https://loecker-verlag.at/produkt/flucht-exil-und-rueckkehr-oesterreichischer-sozialistinnen/
Karl Heinz (1895 – 1965), gelernter Schriftsetzer, war Obmann des Verbands sozialistischer Jugend und Vorsitzender der Sozialistischen Jugendinternationale. Ab 1923 war er Sekretär des Republikanischen Schutzbunds und Redakteur von dessen Zeitschrift. Von 1930 bis 1934 war er auch sozialdemokratischer Parlamentsabgeordneter. Nach dem österreichischen Bürgerkrieg 1934 war er Mitarbeiter des Auslandsbüros der österreichischen Sozialisten in Brünn, Paris und Stockholm, wo er sich für die Flüchtlingshilfe engagierte. 1941 flüchtete Heinz über Riga und Moskau mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Kalifornien. In der ersten Zeit musste er als Hilfsarbeiter, Schweisser-Helfer und in einem Departmentstore arbeiten, bevor er 1948 eine Stelle in der Verwaltung der Universität Berkeley erhielt. Er engagierte sich in der Austrian Union und war zeit seines Lebens mit Friedrich Adler befreundet. 1945 liess Heinz wissen, dass er an einer Rückkehr nach Österreich interessiert war. Es entwickelte sich eine lauwarme Korrespondenz mit Adolf Schärf. Ein konkretes Rückkehrangebot erhielt er nicht. 1953 besuchte er Wien. Pläne für eine Rückkehr nach seiner Pensionierung und einer Anstellung im Parteiarchiv scheiterten. Karl und Ellas Sohn Otto, der in den U.S.A. Physik studierte, verstarb 2022. 1982 wurde im 21. Bezirk in Anwesenheit von Ella Heinz ein Gemeindebau nach Karl Heinz benannt.
Es ist das grosse Verdienst von Bernhard Kuschey, das Leben und Engagement eines vergessenen sozialdemokratischen Funktionärs der zweiten Reihe mithilfe seines Nachlasses im Verein für Geschichte der ArbeiterInnnebewegung beschrieben zu haben. Kuschey ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift Zwischenwelt der Theodor Kramer Gesellschaft und Autor umfangreicher biografischer Studien über Ernst und Hilde Federn und über Die Wodaks.
Das Buch enthält ein Vorwort von Karl Brunner und den Beitrag von Peter Pirker „Ablehnung und Auswahl. Remigration aus dem politischen Exil am Beispiel der SPÖ“, aus dem Sammelband Bilderbuch Heimkehr?, herausgegeben von Katharina Prager und Wolfgang Straub.