Ausgabe

Leben und Werk von Maria D. Simon

Evelyn Adunka

Inhalt

Jonathan Kufner-Eger (Hg.): Aus der Betroffenheit. Zu Leben und Werk von Maria D. Simon.

Wien: Löcker Verlag 2023. 

206 Seiten, Euro 19,80 .-

ISBN 978-3-99098-159-7

https://loecker-verlag.at/produkt/aus-der-betroffenheit/

 

Maria Dorothea („Dorli“) Simon wurde 1918 in Wien geboren. Ihr Vater Rudolf Pollatschek stammte aus Nordböhmen und leitete eine Fabrik für Schuhleisten in Oberpiesting. Nach einer kurzen Zeit im Haschomer Hazair freundete sie sich mit Walter Hacker (1917 – 1987) an, der im Verband Sozialistischer Mittelschüler aktiv war. 1936 schloss sie eine Ausbildung als Kindergärtnerin ab. Sie absolvierte ein Praktikum im Kindergarten der Israelitischen Kultusgemeinde, erhielt jedoch als Jüdin  keine Anstellung im öffentlichen Dienst; der Versuch, einen privaten Kinderhort zu eröffnen, scheiterte. 1937 übersiedelte sie nach Prag, um die Masaryk-Staatsschule für gesundheitliche und soziale Fürsorge zu besuchen. Im Sommer 1938 übersiedelten auch ihre Eltern nach Prag, wo die Geschwister ihres Vaters lebten. Maria besuchte im Sommer 1938 London, wo Verwandte lebten. Wegen der politischen Lage kehrte sie nicht mehr nach Prag zurück. Ihr Vater flüchtete ebenfalls nach London; ihre Mutter Juliane (Illy) Grossfeld verschob die Ausreise immer wieder, bis es zu spät war. Sie wurde deportiert und 1942 ermordet.   

 

Maria arbeitete in den ersten Monaten in einem Heim für geisteskranke Kinder in Sussex. 1940 wurde sie Mitarbeiterin der Hampstead War Nursery von Anna Freud und begann ein Studium der Sozialarbeit in Oxford. Nach ihrem Eintritt in das Army Education Corps der britischen Armee wechselte sie zu einem Fernstudium in London, das sie 1945 abschloss. Bei einer Silversterparty bei Marie Jahoda traf sie Joseph T. Simon, den sie bereits aus Wien flüchtig kannte und 1944 heiratete. Simon, ein Mitglied der Revolutionären Sozialisten, war in den U.S.A. in die amerikanische Armee eingetreten. In der ersten Zeit ihrer Ehe lebten die Simons in Dänemark. Im Herbst 1945 kehrten sie nach Wien zurück, wo J 1946 mit ihrem ersten Sohn in die U.S.A. Sie arbeitete für das Jewish Family Welfare Service in Seattle und erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nach ihrer Rückkehr nach Wien begann sie ein Doktoratsstudium in Psychologie und Humanbiologie, das sie 1952 abschloss. Nach einer Lehranalyse wurde sie auch Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung. Von 1949 bis 1951 schrieb sie die Kolumne „Rat und Hilfe für unsere Leser“ in der von Karl Ausch herausgegebenen Zeitschrift Das kleine Blatt.

1954 kam ihr viertes Kind zur Welt. Die Familie beschloss, in Wien zu bleiben, obwohl Maria gerne in den U.S.A. oder Australien gelebt hätte und auch noch 1957/58 und mit zwei ihrer Kinder und 1967 in den U.S.A. arbeitete. Joseph Simon wurde Personaldirektor der ÖMV und arbeitete ab 1962 als Rechtsanwalt. Er starb 1976. 

Maria wurde 1963 Assistentin am Institut für Höhere Studien. 1969 erhielt sie das Angebot, Direktorin der Wiener Sozialakademie zu werden. In dieser Position, der Erfüllung eines Traums, wurde sie zur Wegbereiterin der Professionalisierung sozialer Arbeit. Auch nach ihrer Pensionierung blieb sie bis knapp vor ihrem Tod im Alter 2022 im Alter von 103 Jahren vielfach aktiv. 

 

Der Autor, Bewährungshelfer und Lehrender für Soziale Arbeit, lernte Maria Simon 2019 auf Vermittlung von Karl Fallend kennen. Er hat den eindrucksvollen Lebensweg Maria Simons genau und einfühlsam nachgezeichnet. Der zweite Teil des Buches enthält eine Bibliographie ihrer Schriften und eine Auswahl aus ihnen, darunter auch einen Nachruf auf ihre Freundin Anne Kohn-Feuermann.

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