Ausgabe

Papst Franziskus und der interreligiöse Dialog

Arno Tausch

Inhalt

Ernst Fürlinger: Handwerker der Hoffnung. Papst Franziskus und der interreligiöse Dialog. 

Innsbruck – Wien: Tyrolia Verlag 2023.

302 Seiten; 28 farbige Abbildungen, Euro 28,00.–

ISBN 978-3-7022-4099-8

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Dieses erfreuliche, sehr professionell gestaltete, mit reichlicher Literatur, Bilddokumenten und einem Index versehene Buch des bekannten, seit 2007 an der Universität Krems lehrenden katholischen Theologen Ernst Fürlinger ist eine für alle Interessierten und umso mehr für die in der ökumenischen Zusammenarbeit der Religionen in Europa Engagierten wichtige und höchst aktuelle Dokumentation und Reflexion über das Denken und Wirken von Papst Franziskus im Bereich der Ökumene. In einem Satz lässt sich die in dem Buch in einer 58-seitigen theologischen Einleitung in neun Kapiteln dargelegte Position des Papstes in folgendem Satz zusammenfassen: Brücken bauen zwischen den Religionen für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Das Buch, das auch eine Einleitung des britischen, für den Dialog mit dem Islam zuständigen Kardinals und Arabisten Michael Louis Fitzgerald, der seit 2012 in Jerusalem lebt, enthält, dokumentiert die ökumenischen Passagen der drei lehramtlichen Dokumente von Papst Franziskus – Evangelii Gaudium, ­Laudato si‘, und Fratelli tutti, und kommentiert und dokumentiert die ökumenischen Ansprachen des Papstes – nach Jahren geordnet – von 2013 bis 2023.

 

Sehr einfühlsam und kenntnisreich arbeitet Fürlinger, ausgehend von den ökumenischen Bemühungen von Papst Franziskus in seiner Zeit in Buenos Aires, die Grundlagen der Dialogphilosophie von Papst Franziskus heraus. Auf Seite 31 des Buches lesen wir, dass der damalige Kardinal Bergoglio in Buenos Aires gesagt hat: „ich möchte einen Vorschlag machen. Wir müssen eine Kultur der Begegnung schaffen.“ Franziskus, der Proselytismus und Missionierung, insbesondere auch im Verhältnis zum Judentum, strikt ablehnt, meint auch, dass die Religionen gemeinsam viel tun können für die Armen und Ausgegrenzten, gegen die Ungerechtigkeit, für den Frieden und die Bewahrung und Wiederherstellung der Natur. Sie können gemeinsam viel zur Befreiung aus ungerechten Gewaltverhältnissen auf lokaler und globaler Ebene beitragen. Bei einer seiner Begegnungen mit den Vertretern der jüdischen Gemeinde in Rom sagte Franziskus (S. 34), es gebe einen solchen „lebenswichtigen Dialog“ des gemeinsamen Einsatzes für Frieden, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Ohne ihn, ohne eine wirkliche und konkrete Kultur der ­Begegnung, die zu echten Beziehungen führt, wären die Bemühungen auf intellektuellem Gebiet wenig hilfreich. Fürlinger arbeitet auch sehr gut heraus, dass es darum geht, das Bewusstsein der eigenen religiösen Identität mit dem Respekt und der Offenheit für die Identität des religiös Anderen zu verbinden. Interreligiöser Dialog verträgt sich – und das ist die wichtigste Botschaft dieses Buches – nicht mit Proselytismus, Bekehrungsversuchen und sanftem Missionsdruck.