Ausgabe

Back to Black In Erinnerung an Amy Winehouse

Monika Kaczek

Am 14. September 2023 hätte Amy Winehouse, die britische Soul-Sängerin, ihren 40. Geburtstag gefeiert. Doch sie verstarb am 23. Juli 2011 an den Folgen einer Alkohol­vergiftung. Amy Winehouse wurde nur 27 Jahre jung und wird zu den oft makaber "Club 27" genannten Künstlern wie Janis Joplin, Jimi Hendrix und Curt Cobain gezählt, die im selben Alter starben.

Inhalt

Amy Jade Winehouse wurde am 14. September 1983 im Londoner Stadtteil Southgate geboren, wo sie mit ihrem älteren Bruder Alex aufwuchs. Während ihr Vater Mitchell „Mitch“ Winehouse, dessen Urgrossvater aus Minsk stammte, als Taxifahrer arbeitete, war seine Frau Janis (geb. Seaton) als Apothekerin tätig. Als Amy neun Jahre alt war, trennten sich die Eltern. Schon früh wurde das musikalische Talent der jungen Frau erkannt. Doch sie brach diverse Schulen ab – darunter die renommierte Sylvia Young Theatre School und die Londoner BRIT School.

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Amy Winehouse bei den Eurockéennes, 2010. Foto: Rama. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amy_Winehouse_f4962007_crop_(cropped).jpg?uselang=de

Im Alter von neunzehn Jahren konnte sie einen Plattenvertrag bei Island Records unterschreiben und im selben Jahr gelang ihr mit dem Debutalbum Frank der Durchbruch in ihrer Heimat. Mit dem zweiten Album Back to Black wurde die Sängerin international bekannt. KritikerInnen waren begeistert: 

„Winehouse war keine angepasste Kriecherin, sondern eine renitente und leider bis zur letzten Konsequenz mit Unvernunft ausgestattete Exzentrikerin. Winehouse war ein Naturtalent. Ihre Autorität verlieh sogar ihrer Bienenstock-Frisur, dem nuttigen Lidstrich sowie ihren Knasttätowierungen eine eigene Qualität, ihren unverwechselbaren Stil.“1

 

Doch der Eintritt in die Welt der Musik führte zu Drogenmissbrauch und psychischen Problemen. Laut ihren eigenen Aussagen lernte sie durch ihren Exmann Blake Fielder-Civil, mit dem sie eine On-Off-Beziehung hatte und von 2007 bis 2009 eine Ehe führte, harte Drogen wie Heroin und Crack kennen. Amy Winehouse’ grösster Hit Rehab (2006) handelt von ihrer Weigerung, eine Entzugsklinik aufzusuchen. Erst nach der Trennung von Blake Fielder-Civil gelang es ihr, von Drogen Abstand zu nehmen, allerdings kämpfte sie weiterhin mit ihrer Alkoholsucht und einer Bulimie, an der sie seit ihrer Jugend immer wieder gelitten hatte.

 

Nach einer bewussten Karrierepause ging es wieder bergauf, nachdem sie 2009 auf der Karibikinsel St. Lucia eine Entziehungskur absolviert hatte. Zwei Jahre später kündigte ihr Management eine grosse Tournee an. Während ihre Konzerte in Brasilien problemlos abliefen, erlebte Amy Winehouse in Europa einen Rückfall. Zu ihrem Konzert, das am 18. Juni 2011 in Belgrad stattfand, kam die Sängerin zu spät auf die Bühne und konnte nur mehr lallen. Ihr angekündigtes drittes Album konnte sie nicht fertigstellen. 

„Bedrohlich wurde es für Winehouse aber auch dank brutaler medialer Ausleuchtung einer Maschinerie, die via Internet und Fotohandys jeden kleinen Ausrutscher überdimensional aufbläst. Dazu kamen all die gedruckten Magazin-Geschichten, die teils lustvoll eine Frau am Boden zur Schau stellten. Und eine Musikindustrie, die einer angeschlagenen jungen Künstlerin keine Auszeit gewährte, die immer wieder auf frische Songs drängte und sie auf Konzertreisen trieb, die sie kaum noch bewältigen konnte.“2

 

JournalistInnen kritisierten immer wieder ihren Vater Mitch, er habe von der Karriere seiner Tochter profitieren wollen.

 

„Eine grosse Hilfe ist auch ihre Familie nicht unbedingt. Als sie sich für mehrere Monate auf die Insel St. Lucia zurückzieht, um clean zu werden und Abstand vom Medienzirkus zu gewinnen, kommt ihr Vater sie besuchen – samt Kamerateam.“3

Ihre letzte Aufnahme machte Amy Winehouse mit dem Jazzsänger Tony Bennett, einem ihrer Idole. Er erinnert sich: 

„‘Sie war eine der wahrhaftigsten Jazzsängerinnen, die ich je gehört habe. Für mich ist sie auf einer Ebene mit Ella Fitzgerald, mit Billie Holiday – sie hatte eine vollkommene Gabe. Hätte sie weitergelebt, hätte ich ihr gesagt: ‚Lebe langsamer, du bist zu wichtig. Das Leben lehrt uns, wie man es am besten lebt, wenn man nur lange genug dabei bleibt‘“.4

 

Am 23. Juli 2011 wurde Amy Winehouse mit 4,16 Promille Alkohol im Blut tot in ihrer Wohnung im Londoner Stadtteil Camden gefunden. 

„Aber nun ist Amy Winehouse doch in die Finsternis entschwunden, die sie so leidenschaftlich in ihren eigenen Songs besang: ‚You go back to her, and I go back to black.‘ Was für ein Verlust.“5

 

Anmerkungen

 

1 https://www.derstandard.at/story/1310512034892/nachruf-amy-winehouse-
1983-2011
(05.07.2023)

2 Christoph Dallach: Schmerz, Sucht und Soul. In: Der Spiegel, 24.07.2011;

https://www.spiegel.de/kultur/musik/zum-tod-von-amy-winehouse-schmerz-sucht-undsoul-a-776277.html (03.05.2023)

3 https://www.derstandard.at/story/2000131755618/amy-winehouse-vom-­musikalischen-genie-zum-weltweiten-gespoett (05.07.2323)

4 ebd.

5 Dallach: Schmerz, Der Spiegel, 24.07.2011 (03.05.2023)