Ausgabe

Krems Macht Geschichte

Gregor Kremser

Unter diesem Titel wird die Stadt Krems – auf Initiative und unter der Projektleitung des Kremser Kulturamts - im Herbst 2023 einen Rundgang durch die Kremser Zeitgeschichte eröffnen.

Inhalt

Krems – Stein, die idyllische Doppelstadt gilt als „Tor zur Wachau“ und als Vorzeigemodell der Denkmalpflege mit Welterbe-Status. Gleichzeitig weist jedoch die jüngere Geschichte der Stadt – und hier vor allem die Zeitgeschichte – zahlreiche dunkle Flecken auf, die zwar teilweise bearbeitet wurden, jedoch kaum in der aktuellen Öffentlichkeit der Stadt sichtbar sind. Auch BesucherInnen der Stadt werden kaum bis gar nicht mit der facettenreichen Zeitgeschichte konfrontiert.

 

Politische und gesellschaftliche Entwicklungen haben dazu geführt, dass Antisemitismus in Krems – wo seit dem Mittelalter eine jüdische Gemeinde nachweisbar ist – sehr stark ausgeprägt war und der Nationalsozialismus einen fruchtbaren Nährboden vorfinden konnte. Erwähnenswert sind an dieser Stelle der Plan, die Stadt als „Gauhauptstadt“ im „Gau Niederdonau“ zur Zeit des Nationalsozialismus zu positionieren, oder auch die Tatsache, dass Krems – Gneixendorf als Standort des Stalag 17B, des grössten Kriegsgefangenenlagers auf österreichischem Boden, fungierte.

 

Dies sind nur einige wenige Aspekte der Kremser Zeitgeschichte, die in Form eines umfangreichen Themenweges aufbereitet werden, um Zeitgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven informativ und kritisch zu beleuchten.

 

KremsMachtGeschichte lädt dazu ein, sich mit der Kremser Zeitgeschichte und hier vor allem mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Das Projekt ermöglicht den BesucherInnen einen persönlichen Rundgang durch die Stadt, auf dem sie verschiedene historische Schauplätze miteinander verbinden können. 

 

Insgesamt 24 Stationen werden an historische Ereignisse, Orte und Zusammenhänge erinnern und einen multi­perspektivischen Zugang ermöglichen. Viele Schauplätze sind heute nicht mehr als solche erkennbar und werden durch den Weg sichtbar gemacht. Vor allem junge Menschen, so wie SchülerInnen, bekommen die Möglichkeit, sich mit Fragen wie Diktatur, NS-Verbrechen, Widerstand oder Flucht und Verfolgung in ihrer unmittelbaren Umgebung zu beschäftigen. 

Durch den Weg werden somit auch wichtige Themen aufgegriffen, die einen aktuellen Beitrag zur politischen Bildung darstellen.

Die einzelnen Stationen sind mittels QR-Codes zu einer eigenen Homepage verlinkt, auf der Informationen zu den Orten und Dokumente wie Fotos aufbereitet wurden. Zusätzlich wurde ein Booklet erstellt, in dem alle Orte durch informative Texte und Bilder erfasst werden. Die Homepage, die analogen Stationen im Stadtraum und das Booklet werden im Herbst 2023 präsentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 

KremsMachtGeschichte wurde aufgrund der Komplexität in mehrere Projektschritte aufgeteilt. Der erste und der zweite Projektteil wurden von der Stadt Krems und aus ­LEADER-Mitteln finanziert. Der noch fehlende dritte Teil soll durch die Stadt Krems und verschiedene Fördergeber finanziert werden. Zielgruppen sind Jugendliche, SchülerInnen, sowie die Kremser Bevölkerung und TouristInnen. Die Stationen wurden zu sechs Themenclustern geordnet, die verschiedene Perspektiven der Zeitgeschichte beleuchten. 

 

Vom Erinnern führt an Orte und Plätze, die zu Erinnerungszwecken errichtet wurden, wie etwa die 100m lange und 7,5m hohe Mauer der Justizanstalt Krems-Stein, auf der ein Kunstwerk an die während der NS Zeit Inhaftierten erinnert.

Im Kapitel Vom Fortdauern geht es um das Fortdauern
von Bauten und Denkmälern im öffentlichen Raum, anhand derer kritische Geschichtsarbeit vor Ort möglich wird. 

Vom jüdischen Leben gibt Einblicke in die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Krems und deren Vernichtung durch die Nationalsozialisten. 

Vom Verfolgen und Bestrafen zeigt anhand von unterschiedlichen Einzelbeispielen die zahlreichen Motive auf, die zu Verfolgungen geführt haben. 

Im Abschnitt Vom Widerstand werden AkteurInnen vorgestellt, die aus unterschiedlichen Gründen heraus auf vielfältige Weise Widerstand geleistet haben. 

Das Kapitel Vom Zerstören greift Orte in Krems auf, an denen sowohl Gebäude zerstört als auch Menschen vernichtet wurden. 

 

Der dritte Projektteil wird von einer Bietergemeinschaft rund um purpurkultur unter der Projektleitung von Beatrice Jaschke umgesetzt. Purpurkultur zeichnete auch für den zweiten Teil des Wegs verantwortlich. Die Grundlagenrecherchen sowie die inhaltliche und konzeptuelle Vorarbeit wurden unter der Projektleitung von Martina Scherz im ersten Projektteil umgesetzt. Beteiligt waren daran ausserdem Wolfgang Gasser und Robert Streibel, von dem auch wichtige Basisinformationen zur Kremser Zeitgeschichte stammen.

 

Zum Autor

Gregor Kremser ist Kulturamtsleiter und Leiter des 

museumkrems.