Am 25. Juli 2023 ist der Oscar-Preisträger Bo Goldman, Drehbuchautor unter anderem von Filmen wie One Flew Over the Cuckoo’s Nest (dt. Einer flog über das Kuckucksnest, 1975) und The Rose (1979), im Alter von neunzig Jahren verstorben.
Robert Spencer „Bo” Godman kam am 10. September 1932 als Sohn von Lilian Levy und Julian Goldman in New York zur Welt. Während seine Mutter als Model arbeitete, war sein Vater, der eine Kette von Bekleidungsgeschäften mit mehr als siebzig Filialen in den U.S.A. besass, auch als Produzent am Broadway tätig. Infolge der Weltwirtschaftskrise geriet Julian Goldman kurz vor der Geburt des Sohnes in den Bankrott.1 Später erfuhr der Sohn, dass seine Eltern nicht verheiratet gewesen waren und dass Julian Goldman eine Art „Nebenfamilie” hatte.2
„Bo wuchs in einer geräumigen, mietpreisgebundenen Wohnung in der Park Avenue auf, doch die Familie war meist mittellos. Sein Vater blätterte in Sammelalben aus seinen glorreichen Tagen und besuchte sogar jährlich die Ställe in Chantilly, wo er seine preisgekrönten Rennpferde hielt.”3
Bo Goldman (links) mit Michael Douglas (hier als Produzent des Films) am Set von One Flew Over the Cuckoo’s Nest, 1975. Quelle Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Goldman_bo.jpg?uselang=de#Lizenz.
Nach dem Schulabschluss studierte Bo Goldman an der Princeton University, wo er 1953 seinen Bachelor-Abschluss erhielt. Während des Studiums war er Präsident des bekannten Princeton Triangle Club, für den er Drehbücher und Liedertexte verfasste. Von seinen KollegInnen wurde er Bob genannt, doch als bei einem von ihm verfassten Artikel für die Zeitschrift The Daily Princetonian sein Vorname mit „Bo” falsch gedruckt wurde, blieb er bei dieser Form.
Nach drei Jahren in der U.S.-Army wurde er Assistent des Komponisten Jules Styne und verfasste Libretti für Stynes Musical Impressions.
Währenddessen war Bo Goldman eher erfolglos für TV-Shows tätig. Anfang der 1970er Jahre verfasste er sein erstes Drehbuch Shoot the Moon (dt. Der Konflikt – Du oder Beide), für welches er allerdings keine FilmproduzentInnen fand. Erst 1982 drehte der Regisseur Alan Parker den gleichnamigen Spielfilm mit Diane Keaton und Albert Finney in den Hauptrollen.
Glücklicherweise wurde der Regisseur Miloš Forman auf Bo Goldmans Talent aufmerksam. Basierend auf Ken Keseys Roman One Flew Over the Cuckoo’s Nest (dt. Einer flog über das Kuckucksnest) verfasste er mit Lawrence Hauben das Drehbuch für den gleichnamigen Film – 1976 erhielten die beiden Autoren den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch. Einen weiteren Erfolg feierte Bo Goldman mit The Rose (1979, Regie: Mark Rydell), wo Bette Midler eine Sängerin spielt, deren Lebensgeschichte an die Biografie der viel zu früh verstorbenen Janis Joplin erinnert:
„Innerhalb kürzester Zeit steigt Rose (Bette Midler) zum Star auf. Aber die sensible Rocksängerin ist dem mörderischen Musikgeschäft nicht gewachsen. Allein gelassen und ausgenutzt, greift sie zu Alkohol und Drogen. Das grandiose Porträt von Mark Rydell (...) orientiert sich am Leben von Janis Joplin, die 1970 an einer Überdosis starb. Bette Midler spielt ihren Weg in den Abgrund mit grosser Hingabe.”4
Für Melvin and Howard (dt. Melvin und Howard, 1980, Regie: Jonathan Demme) gewann er einen Oscar für das Originaldrehbuch. In dieser melancholischen Tragikomödie findet der Familienvater Melvin Dummar (Paul Le Mat) während einer Fahrt durch die Wüste einen hilflosen alten Mann (Jason Robards), der ihm erzählt, er sei der sagenhafte Multimillionär Howard Hughes. Zunächst nimmt Melvin den Mann nicht ernst, doch als er in der Zeitung vom Tod des sagenumwobenen Unternehmers Howard Hughes liest, erinnert er sich an den seltsamen Alten aus der Wüste.
Von 1954 bis zu deren Tod im Jahre 2017 war Bo Goldman mit Mab Ashforth verheiratete. Die sechs Kinder des Paars sind ebenfalls in der Filmwelt tätig. Bo Goldman starb am 23. Juli im kalifornischen Helendale. Der Regisseur Martin Brest, der mit Bo Goldman an den zwei Filmen Scent of a Woman (dt. Der Duft der Frauen, 1992) und Meet Joe Black (dt. Rendezvous mit Joe Black, 1998) gearbeitet hatte, erinnert sich in einem Telefonat mit Neil Genzlinger von The New York Times:
„Die Leute nennen ihn den Drehbuchautor der Drehbuchautoren, (...) ich nannte ihn den Mann mit den Röntgenohren, weil er sich perfekt an die Nuancen eines Kommentars erinnern konnte, den jemand vor 50 Jahren zu jemandem gemacht hat – er konnte den Ton reproduzieren und warum er sich daran erinnerte, war, dass der Ton die ganze Geschichte erzählte.”5
Anmerkungen
1 https://www.theguardian.com/film/2023/aug/06/bo-goldman-obituary (07.08.2023).
2 Ebd.
3 Ebd.
4 https://www.cinema.de/film/the-rose,1331840.html (ss7.08.2023).
5 https://www.nytimes.com/2023/07/26/movies/bo-goldman-dead.html (07.08.2023).