Die erste Erwähnung jüdischer Einwohner in Balatonfüred datiert von 1730 auf einer Steuerliste, 1770 zählte man vier Familien mit neunzehn Personen.
Erst ab 1840 durften sich Juden in Balatonfüred niederlassen und ihren Gewerben nachgehen. Es gab eine Fleischhauerei und eine Badeanstalt; einige Familien lebten vom Verkauf des Quellwassers. Der jüdische Arzt Joseph Manes Österreicher begründete 1786 den Badebetrieb in Füred („Bad“). Er war 44 Jahre lang hier tätig1 und errichtete ein Krankenhaus, in dem arme Kinder gratis behandelt wurden.
1855 wurde die Kirche der Calvinisten gekauft und in eine Synagoge umgewandelt, aber erst 1872 konstituierte sich die orthodoxe jüdische Gemeinde in der Stadt. Es gab auch eine jüdische Volksschule. Nach deren Schliessung unterrichtete Rabbi Ezra Goldstein Religion in einer Sonntagsschule. Es gab auch eine Chewra Kadischa und einen Frauenverein.
Viele jüdische Familien betrieben Weinbau, sie gehörten zu den ersten, die Reblaus-resistente Sorten anpflanzten. In der Zwischenkriegszeit lebten einhundertfünfzig Juden beziehungsweise 42 Familien in Balatonfüred, darunter waren zwölf Händler, zehn Handwerker, vier Bauern, zwei Anwälte sowie drei Ärzte. Nach dem Erlass der antijüdischen Gesetze von 1942 wurde deren Grundbesitz enteignet.
Im Juli 1944 wurden einhundertsechsundfünfzig Menschen nach Auschwitz deportiert, davon überlebten nur fünfzehn.2
Anmerkungen
1 https://www.alemannia-judaica.de/balatonfuered%20juedGeschichte.htm abgerufen 05.07.2023
2 https://www.zsidokivalosagok.hu/en/history-of-the-jews-in-fured/ abgerufen 05.07.2023