Evelyn Adunka
Heimo Halbrainer, Gerald Lamprecht (Hg.): Jüdischer Gries. Eine Spurensuche.
Graz. Clio Verlag 2022.
290 Seiten, Euro 25,00.-
ISBN 978-3-902542-94-6
Die beiden Historiker Heimo Halbrainer und Gerald Lamprecht, die sich in ihren Publikationen seit langem mit der Grazer jüdischen Geschichte befassen, legen in diesem Buch mit einigen Mitarbeitern eine Summa ihrer Forschungen vor. Kompakt, informativ und mit vielen Illustrationen werden die Entstehungsgeschichte der Grazer jüdischen Gemeinde ab 1861, ihre Vereine sowie einige Persönlichkeiten und Familiengeschichten vorgestellt. Unter den Vereinen werden Turn- und Sportvereine sowie zionistische Vereine, unter ihnen die schlagende Verbindung Charitas, beschrieben.
Von Gershon Schoffmann, einem hebräischsprachigen Autor, der in der Zwischenkriegszeit in Graz lebte, enthält das Buch eine Beschreibung der jüdischen Schule aus dem Band Nicht für immer mit Erzählungen in der Übersetzung von Ruth Achlama, das Gerald Lamprecht 2017 herausgegeben hat. Ein besonders interessantes kurzes Kapitel ist auch den beiden Künstlern, dem Schauspieler Ludwig Stössel und dem Maler Oskar Stössel, gewidmet.
Weiters ist dem Schicksal jüdischer Gewerbetreibender mit vielen kleinen Geschichten und einer genauen Liste ausführlich Raum gewidmet.
Auch die Zeit der Verfolgung, die Displaced Persons im Hotel Weitzer und der Wiederaufbau nach 1945 mit der im Jahr 2000 neu aufgebauten Synagoge werden kurz beschrieben. Seit 2020 gibt es in Graz auch ein von der Moses Mendelssohn Stiftung errichtetes Heim mit möblierten Apartements für Studierende, das nach dem Prager Historiker Samuel Steinherz, der in Graz studiert hatte, benannt wurde. 108 Stolpersteine erinnern im Stadtteil Gries an vertriebene und ermordete Mitglieder der Grazer jüdischen Gemeinde.
Nachlese
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