Thomas Varkonyi
Anton Grabner-Haider (Hg.): Denken im Widerstand. Gegen Fake News und Neue Ideologien. Im Gedenken an Ota Weinberger. Perchtoldsdorf: Plattform Verlag 2022.
190 Seiten, Euro 20,00.-
ISBN 978-3-9504954-5-4
Der Gedenkband für den Rechtsphilosophen und Logiker Ota Weinberger besteht aus acht Kapiteln unterschiedlicher Länge und Thematik, die ihren Zusammenhang durch ihren philosophischen Zugang gewinnen. Dieser basiert stark auf der Lehre von Sir Karl Popper und dessen kritisch-ratio-
nalistischen Konzept der so genannten offenen Gesellschaft. Die offene Gesellschaft wiederum erscheint sowohl Popper als auch Weinberger, die beide als Juden verfolgt wurden – Popper von den Nazis, Weinberger von den Nazis und danach auch von den Kommunisten in der Tschechoslowakei – als die einzig mögliche. Wie der Untertitel bereits andeutet, geht es in den sehr aktuellen Beiträgen zumeist um die Erosion eines kritisch-realistischen Blicks auf die Welt. Fake News und andere „Segnungen“ der neuen Unübersichtlichkeit werden kritisch behandelt; diese werden nicht zuletzt durch Soziale Medien und dem Internet im Allgemeinen und der damit zusammenhängenden ständigen Multiplikation von Informationsfragmenten hervorgebracht. Insbesondere der Beitrag von Manfred Prisching über die Konspirationsmentalität sollte zur Pflichtlektüre in Schulen, Universitäten und durchaus auch im Parlament werden. In diesem Beitrag werden einige der weitverbreiteten Obskurantismen unserer Zeit (zum Beispiel Impfkritik, Esoterik, Ukrainekrieg), die sich vulgär-romantizistisch als „kritik- und faktenimmunes Primitivschema“ präsentieren, minutiös seziert und kenntlich gemacht.