Ausgabe

Neue Dauerausstellung im Jüdischen Museum in Meran

Joachim Innnerhofer

Das Jüdische Museum in Meran präsentiert sich Besuchern und Besucherinnen in neuer Gestaltung

Inhalt

Das Jüdische Museum in Meran ist in drei Teile aufgeteilt. Es gibt einen Raum für die Geschichte und Entstehung der jüdischen Gemeinde, einen Raum für den religiösen Aspekt und einen Raum mit dem Schwerpunkt der Shoah, der letztlich auch die gesamte Darbietung bestimmt. Die Neugestaltung wurde von Federico Steinhaus kuratiert und vom Künstler und Fotografen Ulrich Egger umgesetzt. Im Jüdischen Museum in Meran kann man erste Spuren jüdischer Existenz in Meran erkunden, oder Informationen darüber, seit wann es die Synagoge gibt, welche wichtigen Rabbiner hier wirkten, oder wann es jüdische Hotels und koschere Gaststätten gab. Zu sehen sind Unterlagen und Fotografien von Persönlichkeiten wie etwa den Rothschilds, dem ersten Präsidenten Israels Chaim Weizmann oder dem Schriftsteller und Nationaldichter Israels David Vogel, die vorübergehend in Meran lebten.

 

Im Ausstellungsraum, der Aspekten der jüdischen Religion gewidmet ist, können sich Besucher und Besucherinnen über Kultgegenstände im Judentum informieren. Zum Beispiel werden eine vermutlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Thorarolle, Gebetskapseln (Tefillin), eine Heiratsurkunde oder ein für den Schabbat gedeckter Tisch ausgestellt. Besucher und Besucherinnen können erfahren, was den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde in Meran während der erzwungenen Flucht und der Verfolgung unter dem Faschismus und Nationalsozialismus angetan wurde. Schriftstücke zeigen, wie faschistische Behörden feststellten, wer als „Volljude“, „Halbjude“ oder nur „Vierteljude“ galt, oder wer an der Verfolgung beteiligt war. Unter den Bürgern, die Juden denunzierten, verhafteten, beraubten oder die ihnen Gewalt antaten, waren Ärzte, Kaufleute, die eine unliebsame Konkurrenz loswurden, Handwerker oder Hoteliers. Dokumente belegen auch die Versuche von Tätern nach dem Krieg, ihre Beteiligung an der Barbarei zu leugnen.

 

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Die neue Dauerausstellung des Jüdischen Museums in Meran.

 

Die ausgestellten Dokumente stammen aus dem Archiv der jüdischen Gemeinde in Meran. Leider wurde ein Grossteil der Akten während der Nazizeit vernichtet, wie auch sämtliche Thorarollen während der Nazizeit gestohlen wurden. Doch nach dem Krieg erschienen Personen mit anderen Thorarollen in der Kultusgemeinde und meinten, dass sie diese im Keller oder auf dem Dachboden gefunden hätten. Deren Herkunft konnte bis heute nicht erschlossen werden. Einige der Parochet, also Wandbehänge, die vor dem Heiligen Schrank hängen und in den Vitrinen des Museums zu sehen sind, konnten glücklicherweise vor Diebstahl oder Vernichtung durch die Nazis gerettet werden. Wahrscheinlich wurden sie nichtjüdischen Personen zur Aufbewahrung gegeben. Dokumentiert ist, dass der Besitzer eines der Wandbehänge in Mauthausen ermordet wurde, und dass eine Wehrmachtsangehörige den Vorhang nach Meran brachte und bei Bekannten deponierte, die ihn Vertretern der Kultusgemeinde übergaben. Ein Juwel unter den Ausstellungsstücken ist eine Mini-Thorarolle in der Grösse einer Zigarettenpackung. Sie war ein Geschenk der Schriftstellerin und Umweltschützerin Nahida Lazarus für ihren Ehemann, den Philosophen und Judaisten Moritz Lazarus, wurde im Krieg gestohlen und in einer Räumlichkeit der Meraner Stadtgemeinde wiedergefunden. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Meraner Synagoge im Jahre 2001 übergab der ehemalige Meraner Bürgermeister Franz Alber die Thorarolle der jüdischen Gemeinde. Das Jüdische Museum in Meran ist von Montag bis Freitag, von 9.00 Uhr bis 12.00 geöffnet und beherbergt auch den Schlüssel zur Besichtigung des jüdischen Friedhofs in Meran. Der Schlüssel für den jüdischen Friedhof in Bozen ist auf Nachfrage an der Rezeption des Städtischen Friedhofes erhältlich.

 

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Blick in den Innenraum der ­Synagoge von Meran.

 

Alle Abbildungen: J. Innerhofer, mit freundlicher Genehmigung.