Der Schauspieler Buddy Elias (1925–2015) wurde vor 100 Jahren geboren. Als Cousin von Anne Frank war er in seinen späteren Jahren eine Art moralische Instanz.
Mit Basel verbindet Buddy Elias bis heute viel – in dieser Stadt lebte und arbeitete er viele Jahre und in Basel lebt bis heute seine Witwe Gerti, inzwischen über 90 Jahre alt. Doch ist Buddy Elias kein gebürtiger Basler: Die Familie war nämlich anfangs der Dreissiger Jahre aus Frankfurt/Main zugezogen, der Vater Erich Elias konnte die Vertretung einer deutschen Firma in der Schweiz übernehmen – ein Glücksfall. Als jüdische Familie hatten sich die Elias mit dem Aufkommen der Nazi-Bewegung auch schon vor 1933 in Deutschland nicht mehr sicher gefühlt.
Buddy Elias bei einer Lesung im Anne Frank Zentrum, 2012. Foto: Scott-Hendryk Dillan. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Buddy_Elias_2012_(cropped).jpg?uselang=de
Schnell lernen Buddy, der eigentlich Bernhard heisst, und sein Bruder Stephan den Schweizer Dialekt. Und schnell finden sie auch ein winterliches Freizeitvergnügen: im Februar 1934 wird nämlich die Kunsteisbahn eröffnet, nur ein paar Meter von der Wohnung der Familie Elias entfernt. Im Winter sind die Geschwister praktisch jede freie Minute dort anzutreffen. Buddy hat es das clownhafte Eislaufen angetan, er produziert (fingierte) Stürze und komische Figuren, die die Umstehenden regelmässig zum Lachen bringen. Bald findet er so einen Gleichgesinnten, Otto Rehorek, dessen Familie ursprünglich aus der Tschechoslowakei stammte. Elias und Rehorek machen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als Mitglieder der Eis-Show Holiday On Ice international Karriere. Die beiden Basler sind in diesen Jahren vermutlich die berühmtesten Eisclowns der Welt.
Buddys eigentliche Leidenschaft, die Schauspielkunst, muss deshalb noch etwas warten. Doch bald kommen attraktivere Rollenangebote ins Haus – und schnell ist Buddy Elias im gesamten deutschsprachigen Raum eine sehr bekannte Bühnenfigur. Eine seiner wichtigsten Rollen spielt er nach eigenen Aussagen 1967 in Basel, wohin es ihn beruflich und privat immer zieht, nämlich den Arturo Ui in Berthold Brechts Stück: der Jude Buddy Elias, der die brechtsche Karikatur Hitlers gibt – ein Kulturereignis erster Güte. Mit diesem Theaterstück ist gleichzeitig die andere Seite von Buddy Elias angesprochen, nämlich seine Rolle als direkter Verwandter von Anne Frank, deren Schicksal emblematisch für die Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Holocaust steht.
Anne und ihre Schwester Margot sind Buddys Cousinen und während des Krieges bangt die Familie um die Franks, deren Spuren sich im von den Nazis besetzten Amsterdam verlieren. Als Einziger der vierköpfigen Familie überlebt Otto Frank, der Vater der beiden Mädchen – und an ihm liegt es dann, der Familie Elias nach Kriegsende persönlich die niederschmetternde Nachricht zu überbringen. Anne, Margot und ihre Mutter Edith werden noch in den letzten Monaten des Krieges ermordet. Das Tagebuch der Anne Frank aber wird in den Fünfziger Jahren als Zeitdokument weltberühmt, und Buddy liest, gemeinsam mit seiner Frau Gerti, in Schulen, Theaterbühnen und Plenarsälen, immer wieder daraus vor – als Mahnung an die Nachgeborenen. So bleibt er wohl auch nach seinem 100. Geburtstag in Erinnerung.
Nachlese
Peter Bollag: Zwei Eisclowns erobern die Welt. Buddy Elias und Otti Rehorek. Basel: Christoph Merian Verlag 2014.