Ausgabe

Messias und Revolution Geschichte, Lieder und Geschichten des BUND

Miriam Camerini, Alfred Mansfeld

Die Idee, die Geschichte des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbunds von Russland, Litauen und Polen im Festsaal der Bezirksvorstehung des 15. Wiener Gemeindebezirkes zu präsentieren, wurde erstmals im Herbst 2024 diskutiert.

Inhalt

Miriam Camerini war zu einer Buchpräsentation, die von Isabel Frey musikalisch gestaltet wurde, dorthin gekommen. Beide waren sich bald einig, dass Ort, Akustik und Lage für die in Wien erstmalige Präsentation von einem der Herzensprojekte Miriams ausgesprochen gut geeignet wären. Isabel ist Vorsitzende des Jüdischen Kulturvereins „Friling“ mit Sitz im Rudolfsheim-Fünfhaus, und so konnte problemlos ein entsprechender Förderantrag an den Bezirk gestellt werden. Bezirksvorsteher und Kulturkommission unterstützten das Vorhaben, dann galt es organisatorische Probleme zu bewältigen. Am 03.09.2025 konnte schliesslich die Inszenierung einem zuerst interessierten und schliesslich restlos begeisterten Publikum präsentiert werden:

 

Das jüdische Volk, seit zwei Jahrtausenden in messianischer Erwartung, wollte schon immer die Verheissungen von Gerechtigkeit und Freiheit auf der Erde verwirklichen, indem es dem Erlöser zuvorkommt. Die seit Jahrhunderten gepflegte, biblische Utopie von einer freien, gerechten und brüderlichen Erde findet in den grossen Revolutionären des letzten Jahrhunderts einen neuen, scheinbar gegensätzlichen – also säkularen – aber bei näherem Hinsehen doch gleichen Antrieb: den Traum von einer besseren Welt und die tägliche Arbeit an seiner Verwirklichung. Der Messias bist du, wenn du dich so verhältst, dass du sein Kommen zulässt, schrieb Emmanuel Lévinas, Philosoph, Franzose und Jude.

 

Musik und Text der Inszenierung verflechten sich, erzählen von der Entstehung des Bundes, seinem musikalischen Eid – komponiert vom Dramatiker und Ethnographen S. Anski – dem Marsch der Arbeitslosen und einem Lied zur Feier der Oktoberrevolution, das ein bis dahin nur in Synagogen gesungenes, liturgisches Lied adaptiert. Die beiden grossen Aufstände in den Ghettos von Vilna und Warschau bilden den tragischen Epilog für die Geschichte des Bundes, der durch die Shoah ausgelöscht wurde, die jedoch – wie in einem alten chassidischen Gleichnis – so lange weiterlebt, wie sie erzählt wird.

 

Begleitet wurde die musikalische Reise von Reflexionen aus dem Talmud, von Franz Kafka, Ernst Bloch, Martin Buber und den zeitgenössischen Meistern: Furio Biagini und Wlodek Goldkorn.

Präsentiert haben sie:

Miriam Camerini – Gesang, Erzählung

Angelo Baselli - Klarinetten

Gianluca Casadei - Akkordeon

Rocco Rosignoli - Gitarre, Geige

und “special guest” Isabel Frey - Gesang, Gitarre

 

 

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Alle Abbildungen: Geschichte des Allgemeinen Jüdischen Arbeiterbunds von Russland, Litauen und Polen, am 3.9.2025 präsentiert im Festsaal der Bezirksvorstehung des 15. Wiener Gemeindebezirkes. Mit freundlicher Genehmigung A. Mansfeld.