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Heinrich Heine (1797 – 1856)

Tina WALZER

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Vor 160 Jahren verstarb der geniale deutsche Lyriker, Schriftsteller und Journalist Heinrich Heine in Paris. Mit seinen Texten prägte er Generationen jüdischer wie nichtjüdischer Intellektueller und leistete einen der wichtigsten Beiträge zur weltweiten Verbreitung der deutschen Aufklärung.

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Heinrich Heine. Quelle: Adolf Kohut, Berühmte israelitische Männer und Frauen in der Kulturgeschichte der Menschheit. Lebens- und Charakterbilder aus Vergangenheit und Gegenwart. Ein Handbuch für Haus und Familie mit zahlreichen Porträts. 2 Bände. A. H. Payne, Leipzig-Reudnitz 1901, Band 1.

In Düsseldorf als Sohn des jüdischen Tuchhändlers Samson Heine und seiner Frau Peira van Geldern geboren, wuchs Harry Heine in einem aufgeklärten, säkularen Elternhaus auf. Kindheit und Jugend waren durch die Auswirkungen der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons geprägt. Das Grossherzogtum Berg, dessen Hauptstadt Düsseldorf war, regierte zunächst Napoleons Schwager Joachim Murat, und von 1808 bis 1813 Napoleon selbst. Wie viele Juden verehrte auch Heine zeitlebens Napoleon für die Einführung des Code Civil, der bürgerlichen Rechte, die Juden erstmals in Europa im Zuge der Französischen Revolution erhielten.

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Heinrich Heines Grabmonument auf dem Pariser Friedhof Montmartre. Foto: T. Walzer mit freundlicher Genehmigung.

Nach einer gescheiterten Karriere als Tuchhändler unter den Fittichen seines Onkels Salomon Heine in Hamburg studierte Harry Heine Rechtswissenschaften. Während seines Studiums kam er in Berlin in Kontakt mit Rahel Varnhagen und Karl August Varnhagen von Ense, die seine ersten schriftstellerischen Gehversuche aktiv unterstützten. Leopold Zunz und die Wissenschaft des Judentums faszinierten ihn, doch trat er, um seine Berufschancen zu verbessern, nach dem Abschluss seines Studiums zum evangelischen Glauben über und nahm den Namen Christian Johann Heinrich Heine an. Die erhoffte Universitätskarriere an der Münchener Universität scheiterte infolge einer öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Dichter August Graf von Platen, der den streitbaren Heine 1829 mit antisemitischen Attacken provozierte. Für den Rest seines Lebens war Heine in seiner Heimat Deutschland damit - trotz Taufe - als Jude ausgegrenzt, und in seiner Wahlheimat Frankreich blieb er, als Deutscher, ein Fremder.

Der Hamburger Verlag Hoffmann und Campe begründete 1827 mit der Herausgabe von Heines Lyrikband Buch der Lieder den Weltruhm des Schriftstellers. Der Autor entschloss sich, als freischaffender Schriftsteller zu leben und trat eine Reihe von Reisen an, die er in Berichten verarbeitete. Damit führte er das neue Genre des Feuilleton-Stils, wie es vor allem in Frankreich kultiviert wurde, in die deutsche Literatur ein. Als er nach Paris übersiedelte, arbeitete er als Korrespondent verschiedener deutscher Zeitschriften und lieferte politische Analysen, Portraits einflussreicher Persönlichkeiten und Buchbesprechungen. Er unterstützte die Idee eines demokratisch verfassten deutschen Nationalstaates und erkannte als einer der ersten deutschen Autoren die Tragweite der sozialen Umwälzungen infolge der Industriellen Revolution.

1845 erkrankte Heine an einem damals unheilbaren Rückenmarksleiden, das ihn acht Jahre lang unter grossen Schmerzen ans Bett - „Matratzengruft" genannt - fesselte. Er verstarb am 17. Februar 1856 und wurde in der jüdischen Abteilung auf dem Friedhof des Pariser Stadtteils Montmartre beerdigt.