Ausgabe

Vom Joch der Thora

Inhalt

h131_42.jpg

Yakov M. Rabkin: Im Namen der Thora. Die jüdische Opposition gegen den Zionismus.
Aus dem Hebräischen von Abraham Melzer
Frankfurt am Main: Verlag fifty-fifty in Vertriebskooperation mit dem Westend  Verlag 2020
463 Seiten, kartoniert, Paperback: 24,70 Euro, E-Book: 17,99 Euro
ISBN: 978-3-946778-14-1
ISBN: 9783946778158


Im vorliegenden Buch, das 2004 zum ersten Mal erschienen ist, zeichnet Yakov M. Rabkin die Entwicklung des Zionismus aus Sicht strenggläubiger Juden nach und erklärt deren Opposition gegenüber dem Projekt eines jüdischen Staates. Im Namen der Thora. Die jüdische Opposition gegen den Zionismus ist in sieben Kapitel gegliedert, die nicht chronologisch, sondern thematisch angeordnet sind. Seine Beiträge reichen von der Entstehungsgeschichte des Zionismus bis hin zur Gründung des Staates Israel. Der Autor zeigt auch auf, welche Bedeutung die neue jüdische Identität nach der Staatsgründung gewinnt, welche Rolle die Sprache dabei spielt, welche Bedeutung die Shoah besitzt und inwieweit religiöse Symbole sowie Mythen zur Stabilisierung eines säkularen Staates herangezogen werden. Immer wieder taucht die Frage nach der Sicherung des Fortbestands des jüdischen Volkes auf. 

Rabkin bezeichnet den Zionismus als eine Revolution, die allerdings auch auf Kritik stiess. In Deutschland wurde die Bewegung vom prominenten Rabbiner Samson Raphael Hirsch regelrecht „verurteilt“, Intellektuelle wie Franz Rosenzweig oder Simon Dubnow, aber auch chassidische Gemeinden Osteuropas und sephardische Juden, widersetzten sich den Bestrebungen, das Judentum in eine nationalstaatliche Form zu bringen. Das zionistische Versprechen, die Juden vom „Joch der Thora und ihrer Gebote“ zu befreien, wird bis heute von strengreligiösen Juden als Sünde angesehen. Für den Autor ist dies ein Grund für Auseinandersetzungen in Israel, wo vor allem die ultraorthodoxen Haredim dem Staat, seinen Institutionen sowie Gesetzen die Anerkennung verweigern. 

»Dieses Buch macht aber klar, dass auch antizionistische Juden, die von einer religiösen und projüdischen Position aus argumentieren, sich um die geistige und materielle Zukunft der Juden sorgen. Reich an Zitaten religiöser Denker und säkularer Publizisten und Wissenschaftler, an Kommentaren und gedanklichen Verknüpfungen, weitet Rabkins Buch den Blick auf Israel und den Zionismus. Es wird nicht den Gefallen jener finden, die ultraorthodoxe Juden für „Spinner“ aus der Vergangenheit halten oder die in Israel den Alleinvertreter jüdischer Belange weltweit sehen. Im Namen der Thora ist ein gelehrtes, zum Nachdenken anregendes Buch, das schwarzweisse Klischees aufweicht.«1

Zum Autor Jakov M. Rabkin (geb. 1945) ist emeritierter Professor für Geschichte an der Université de Montréal. Er verfasste zahlreiche Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte bis hin zur jüdischen und israelischen Geschichte. Er wirkte auf verschiedenen Gebieten, u.a. war er als Berater für verschiedene internationale Organisationen tätig, u.a. für die UNESCO und die OECD. Seine Arbeiten und Kommentare werden international rezipiert und sind u.a. in der FAZ und Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. 
Monika Kaczek

1  https://www.deutschlandfunkkultur.de/yakov-m-rabkin-im-namen-der-thora-ultraorthodoxe-juden.1270.de.html?dram:article_id=481559