Wer Topsy Küppers je live auf der Bühne erleben durfte, weiss, dass diese ihr Lebenselixier bedeutet.
Entsprechend bezeichnet sich die bewundernswert agile Künstlerin selbst als Zirkuspferd: Sie, die auch noch mit neunzig Jahren eine unglaubliche Lebensfreude ausstrahlt, benötigt einfach ihre regelmässigen Auftritte vor Publikum. Geboren wurde Topsy Küppers am 17. August 1931 in Aachen. „Topsy“ bedeutet „spitze“, ihren richtigen Namen hat sie nie verraten. Ihr Vater, ein jüdischer Gastwirt, verliess die Familie, als sie ein Jahr alt war. Während des Zweiten Weltkrieges lebte sie versteckt mit ihrer Mutter, einer Buchhalterin, und ihrer Grossmutter in den Niederlanden.
Nach ihrer Gesangs-, Ballett- und Schauspielausbildung trat Küppers ab 1950 in verschiedenen Revuen im deutschsprachigen Raum auf. Ihr Film-Debüt gab sie 1954 in Gitarren der Liebe; sie spielte darin an der Seite von Vico Torriani und Harald Juhnke. Bis 1972 folgte ein Dutzend weiterer Filmrollen. Anfang der 1960er Jahre zog Küppers mit Georg Kreisler (1922–2011) nach Wien. Mit ihm führte sie eine nicht immer einfache Ehe, aus der ein Sohn und eine Tochter, die Schauspielerin und Sängerin Sandra Kreisler, entstammen. 1971 brachte das Ehepaar das bekannte Musical Heute Abend: Lola blau auf die Bühne. Glücklicher verlief ihre zweite Ehe mit Karlheinz „Carlos“ Springer (er verstarb 2013).
Die vielseitige Sängerin, Schauspielerin, Kabarettistin, Theaterdirektorin (sie leitete die Freie Bühne in Wien von 1976 bis 2001) und Regisseurin erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre Verdienste, darunter bereits 1967 den Trude-Hesterberg-Ring (beste deutschsprachige Chansonette), den Berufstitel Professorin (1992) und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1998).
„Die“ Küppers war immer ein politischer Mensch; in ihren Programmen wendet sie sich gegen Antisemitismus, Faschismus und Frauenfeindlichkeit. Zum 75. Geburtstag von Bruno Kreisky in der Freien Bühne sang sie Lieder aus ihrem Programm Immer wieder Widerstand. In einem Interview mit dem Falter anlässlich ihres 90. Geburtstages übte sie eine heute fast schon prophetisch klingende Kritik an Altkanzler Sebastian Kurz.
Kein Blatt vor den Mund nimmt sich Küppers auch in ihren Büchern. 2014 thematisierte sie in Mein Ungustl – ein widerlicher Gast (Langen-Müller-Verlag) offen ihre Darmkrebserkrankung und beschreibt, wie sie diese schwere Zeit seelisch und körperlich überstand. Rechtzeitig vor ihrem 90. Geburtstag erschien Nix wie Zores! Jüdisches Leben und Lieben (edition a). Auch in diesem Buch teilt sie mit feinsinnigem Humor Erinnerungen und Gedanken, die sie, die eine sehr markante Stimme hat, gerne in öffentlichen Lesungen vorträgt. Topsy Küppers lebt heute im Seniorenheim Maimonides-Zentrum in Wien. Fit hält sie sich mit langen Spaziergängen und Yoga-Übungen, darunter einem täglichen Kopfstand – eine wahrlich imponierende Frau!
Alles Gute, Topsy!
Topsy Küppers. Foto: Ingrid Kollmer. Quelle: http://kueppers.at/pressefotos.php , abgerufen am 28.10.2021.