Rebekka Denz: Bürgerlich, jüdisch, weiblich
Frauen im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (1918-1938)
Neofelis Verlag GmbH, Berlin 2021
388 Seiten, 32,90 Euro
ISBN: 978-3-95808-159-8
Der Neofelis Verlag hat den Schwerpunkt seiner Publikationen dem Bereich Jüdische Studien und Israelstudien gewidmet. Zum 10-jährigen Jubiläum des Verlages erschien unter anderen das Buch zu einer umfangreichen Studie über die weiblichen Mitglieder des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens unter dem Titel „Bürgerlich, jüdisch, weiblich“ von Rebekka Denz.
Der Centralverein wurde 1893 in Berlin-Charlottenburg gegründet, allerdings waren erst 15 Jahre später Frauen als Mitglieder erlaubt. Der Verein wurde zur mitgliederstärksten jüdischen Organisation im Deutschen Reich. Das ursprüngliche Ziel war es, dem Antisemitismus in Deutschland entgegen zu wirken, aber im Laufe des Bestehens setzte sich der C.V. zunehmend für die Durchsetzung der Rechte jüdischer Menschen im Staatsgefüge ein. 1926 zählte der Verein 60.000 Mitglieder und war Dachorganisation für insgesamt 31 Landesverbände mit ca. 500 Ortsgruppen. 1938 wurde er verboten.
Der Centralverein stand dem zionistischen Gedanken kritisch gegenüber und betonte immer wieder die Loyalität der deutschen Juden zu Deutschland.
Rebekka Denz hat mit der bedeutenden Forschungsarbeit zum Centralverein, die mit diesem Buch veröffentlicht wurde, vor allem zum Verständnis der Rolle der Frauen innerhalb des Vereins einen wichtigen Beitrag geleistet. Rebekka Denz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Judaistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und seit 2017 Gründungsmitglied und Redakteurin des Online-Netzwerks Centralverein.net. Forschungsnetzwerk zum C.V.
Die Frauen des Centralvereins betätigten sich vor allem im Pressewesen und prägten die grösste deutsch-jüdische Frauenorganisation, den 1904 gegründeten Jüdischen Frauenbund. Ihre Arbeit legte den Grundstein für das jüdische Projekt der Moderne, das sowohl für Frauen, als auch für Männer prägend war und ist. Nicht zuletzt das 1918 eingeführte Frauenwahlrecht ermöglichte zahlreiche neue Arbeitsfelder und gab Frauen ein neues Rollenverständnis.
Rebekka Denz eröffnet durch ihre Studien zur jüdischen Frauengeschichte am Beispiel der Organisation des Centralvereins und der Rolle seiner weiblichen Mitglieder ein gesellschaftliches und soziales Verständnis der jüdischen Gesellschaft vor 1938. Der Hauptteil des Buches befasst sich mit den Handlungsräumen sowie der Analyse der Tätigkeitsfelder von Frauen im C.V. Ein Personenregister mit biografischen Synopsen in Tabellenform am Schluss des Buches macht die Lebenswege der „elf Protagonistinnen, die sich wie ein roter Faden durch die Studie ziehen, gebündelt zugänglich“ beschreibt die Autorin den Inhalt ihres Buches in der Einleitung.
Viola Heilman