404: Not Found Das ehemalige KZ-Aussenlager St.Valentin-Herzograd David - Jüdische Kulturzeitschrift

Ausgabe

Das ehemalige KZ-Aussenlager St.Valentin-Herzograd

Alexander Verdnik

Das Bahnhofsviertel im niederösterreichischen St. Valentin trägt den Namen Herzograd. Dort befindet sich in der Nähe des ehemaligen Nibelungenwerkes der Anna-Strasser-Platz, auf dem das Mahnmal zur Erinnerung an das KZ Herzograd zu finden ist.

Inhalt

Spuren der Vergangenheit
Von ihrem Arbeitsplatz aus konnte Anna Strasser (1921-2010) ab 1939 die Häftlinge des Mauthausener KZ-Aussenlagers, die im Herzograder Bahnhof unter menschenunwürdigen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, sehen. Der Anblick erweckte das Mitleid der jungen Frau und so beschloss sie, den Geknechteten heimlich Lebensmittel zukommen zu lassen. Nach ihrer Versetzung ins Nibelungenwerk im Jahre 1942 setzte sie ihre Hilfsmassnahmen fort. Als ihre geheime Tätigkeit im Herbst 1944 aufflog, wurde sie wegen Hochverrats angeklagt und in das Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf eingewiesen. Dort erkrankte sie schwer, konnte aber von einem ebenfalls im Widerstand aktiven Arzt gerettet werden. Am 1. April 1945 erfolgte ihre Freilassung. Der Platz, auf dem das Mahnmal steht, wurde 2010 nach Anna Strasser benannt, ihr Geburtshaus trägt seit 2013 eine Ehrentafel.  

Der Gedenkstein
An der Stelle, wo sich heute eine Gedenkstele für die Opfer der NS-Euthanasie aus St. Valentin befindet, steht auch das Mahnmal zur Erinnerung an das KZ Herzograd, ein Stein, der eine kleine Tafel mit der Inschrift: „Die Vergangenheit ist niemals tot, sie ist nicht einmal vergangen (W. Faulkner)“ und eine grössere, die folgenden Text trägt: 

Im Jahre 1943 errichteten die Nationalsozialisten in St. Valentin ein Nebenlager des KZ Mauthausen. Dieses Lager befand sich in Herzograd und versorgte das Nibelungenwerk – grösste Panzerproduktionsstätte des Dritten Reichs – mit kostenlosen Arbeitskräften. Das KZ bestand aus einem Verwaltungsgebäude u. ca. 10 Baracken, in denen 800-1500 Häftlinge untergebracht waren. Es waren Facharbeiter aus Polen u. anderen Ländern, einige 100 Juden u. viele Bayern. Viele starben an „Herzschwäche“, „Lungenentzündung“, „Hitzschlag“ oder „Erschöpfung“ – alles makabre Umschreibungen für die mörderische Tötungsmaschinerie der Nazis. Eine Projektgruppe aus Schülern der 4. Klasse des Jahrganges 1995/96 der HS II St. Valentin-Langenhart will mit diesem Mahnmal an die unbeschreiblichen Leiden jener Menschen erinnern u. sie nicht in Vergessenheit geraten lassen. Der Stein stammt aus dem KZ Mauthausen u. wurde den Schülern freundlicherweise v. österreichischem Innenministerium überlassen. 
Die Stadtgemeinde St. Valentin übernahm die gesamte Finanzierung u. bauliche Durchführung des Projekts u. leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung eines dunklen Abschnittes österreichischer Geschichte. Von der auch unsere Heimatgemeinde betroffen war.  

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Mahnmal zur Erinnerung an das KZ Herzograd (dahinter die Gedenktafel).
 

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Gedenkstele für die Opfer der NS-Euthanasie aus St. Valentin.
 

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Ehrentafel für Anna Strasser in St. Valentin.
 

Die Gedenktafeln
Hinter dem Mahnmal befinden sich Tafeln, die von der Geschichte des KZ-Aussenlagers berichten. Dort erfährt man beispielsweise, dass die Panzerschmiede als Spielwarenfabrik getarnt war, oder von einem alliierten Bombenangriff im August 1944. Zudem finden sich auf den Gedenktafeln Texte von vierzehnjährigen Schülerinnen und Schülern aus dem Schuljahr 2007/08, von denen hier zwei zitiert werden sollen: 

Gerechtigkeit
Ich behandle alle gleich und bevorzuge niemanden. Für alle soll es Freunde geben – niemand wird ausgegrenzt. Es gibt nicht EINEN Führer, es bestimmt nicht einer allein. Was geschehen soll, geht alle an. Es wird auf Arme und Reiche geachtet. Gerechtigkeit ist:
Alle sind gleich an Würde und Wert. (Alina Leitner)

Menschlichkeit
Viele wurden schlecht behandelt, hat das Blatt sich heut gewandelt?
Nicht nur Schlechtes wird gemacht, auch Menschlichkeit wird angedacht.
Damals hat man sich gefürchtet, war in Angst, in Armut und bedroht.
Das von einst woll’n wir nicht ganz vergessen, und uns erinnern an der Menschen 
Not.  (Edith Grafeneder)

Alle Fotos: Alexander Verdnik, mit freundlicher Genehmigung.