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Julia Neuberger:
Antisemitismus. Wo er herkommt, was er ist – und was nicht.
Aus dem Englischen von Anne Emmert
Berlin: Berenberg Verlag 2020. 238 Seiten, 16,50 Euro
ISBN 978-3-946334-77-4
Julia Neuberger wurde 1950 als Julia Schwab geboren. Die Familie Schwab kam aus Heilbronn und heute ist Julia Neuberger deutsche Staatsbürgerin. Neuberger unterrichtete am Leo Baeck Institute London, an dem sie auch studierte, war Rabbinerin der South London Liberal Synagogue und von 2011 bis 2020 Senior Rabbi der West London Synagogue. Von 1994 bis 2000 war sie Kanzlerin der University of Ulster; sie hatte zahlreiche Funktionen in britischen Institutionen des Sozial- und Gesundheitswesens. 2004 wurde sie geadelt und Mitglied des House of Lords.
Gewidmet ist das Buch dem aus Wien gebürtigen Verleger George Weidenfeld und der Grossmutter der Autorin Anna Schwab: „George sagte immer, seine fantastische Laufbahn habe er überhaupt nur dank der Ermutigung durch meine Grossmutter eingeschlagen; sie leitete in den 1930er Jahren, als er als Flüchtling in London eintraf, ein Komitee für Flüchtlingshilfe. Das hat er ihr nie vergessen.“ Die Originalausgabe des Buches erschien im Verlag Weidenfeld.
In ihrer Kindheit in Nordlondon war Antisemitismus kein Thema: „Man war sensibel, aufgeschlossen und tolerant: Uns bereitete unser Judentum nie Probleme.“ Aber der heutige Antisemitismus in Europa, der in den letzten 15 Jahren zunimmt, beunruhigt Neuberger, wie sie schreibt, zutiefst. Sie beschreibt seine historischen Wurzeln, aber auch den muslimischen Antisemitismus und die Holocaustleugnung.
Ein Kapitel widmet sie auch dem Antisemitismus der Labour-Partei unter ihrem 2020 abgewählten Parteichef Jeremy Corbyn. Die drei britisch-jüdischen Zeitungen Jewish Chronicle, Jewish News und Jewish Telegraph sahen darin in einem Leitartikel eine „existentielle Gefahr für das britische Judentum“ und schrieben: „Der Makel und die Schande des Antisemitismus durchdringen die Opposition Ihrer Majestät, seit Jeremy Corbyn 2015 Parteichef wurde.“ Dieser linke Antisemitismus befindet sich in einem fliessenden Übergang zu einem Antizionismus, gegen den sich die jüdischen Autoren Simon Schama, Simon Sebag Montefiore und Howard Jacobson 2017 in einem offenen Brief in der Times zur Wehr setzten.
Neuberger hat ein wichtiges Buch zur Aufklärung über ein grosses Problem der Gegenwart geschrieben.
Evelyn Adunka