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Lotte Brainin wurde am 12. November 1920 als Charlotte Sontag in Wien geboren. Ihre Eltern Jetti und Maurycy Sontag waren zu Beginn des Ersten Weltkriegs aus dem umkämpften Galizien nach Wien geflüchtet. Bereits in ihrer Jugend schloss sich Lotte den sozialistischen Roten Falken, nach den Februarkämpfen 1934 dem Kommunistischen Jugendverband Österreichs an. Nach dem „Anschluss“ Österreichs war sie als Jüdin und Kommunistin besonders exponiert. Daher setzte sie sich 1938 nach Belgien ab. In Brüssel schloss sie sich der jüdischen Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) an. 1943 wurde sie bei der Übergabe einer Antikriegszeitung festgenommen und nach Auschwitz-Birkenau verbracht, wo sie im lagerinternen Widerstand aktiv war und mehrere Selektionen überstand. Nach einem Todesmarsch ins Frauenlager Ravensbrück gelang ihr Ende April 1945 die Flucht.
Lotte Brainin, um 1943; Foto: Privatarchiv Brainin;
© Bezirksmuseum Alsergrund mit freundlicher Genehmigung
Nach der Befreiung durch die Alliierten kehrte Lotte nach Wien zurück. 1947 sagte sie als Zeugin im Ersten Ravensbrück-Prozess aus und trug dazu bei, dass eine der Täterinnen zum Tode verurteilt wurde. In Wien heiratete sie den 1929 geborenen Hugo Brainin, der 1938 nach England geflüchtet war und dort die Kriegsjahre im Exil verbrachte. Die beiden Töchter der Brainins, Elisabeth und Marianne, studierten
Psychiatrie und Psychologie, um mit Patienten mit NS-Traumata und Kriegsneurosen zu arbeiten.
Lotte war Mitbegründerin der Österreichischen Lagergemeinschaften Auschwitz und Ravensbrück sowie Mitglied im Bundesverband österreichischer AntifaschistInnen, WiderstandskämpferInnen und Opfer des Faschismus. Vor allem aber waren Lotte und Hugo Brainin jahrzehntelang als Zeitzeugen in Österreichs Schulen aktiv.
Lotte Brainin ist am 16. Dezember 2020 in Wien im 101. Lebensjahr verstorben. Am 12. November 2020 hatte sie ihren 100. Geburtstag. Bedingt durch die COVID-Pandemie-Einschränkungen fand die offizielle Feier als Online-Festakt unter Mitwirkung hochrangiger Politiker und Lottes „Adoptivtochter“ Elfriede Jelinek statt. Eine von Marika Schmiedt und dem Bezirksmuseum Alsergrund gestaltete digitale Ausstellung setzte der engagierten Kämpferin für Freiheit und Demokratie ein bleibendes Denkmal (https://www.brainin.at/).
Quellen:
https://www.brainin.at/
https://magazin.wienmuseum.at/
www.oelg.at
ONB; ORF; Wikipedia