Die Grosse Synagoge beeindruckt durch ihre Strassenansicht, die aus dem mediterranen Flair der Küstenstadt markant hervorsticht
Direkt im Stadtzentrum am rechten Ufer des Flüsschens Paillon, dort, wo einst die alte Opéra Comique zu finden war, steht heute Nizzas sogenannte Grosse Synagoge. Zweihundert Meter südlich der Basilika Notre Dame in der rue Gustave Deloye 7 gelegen, markiert der Kultort einen Höhepunkt in der zwei Jahrtausende umspannenden jüdischen Geschichte der Stadt. Der Vorgängerbau aus dem 18. Jahrhundert war für die rasch anwachsende Gemeinde zu klein geworden. Dank der grosszügigen Spende eines Privatmannes konnte die Grosse Synagoge im Jahr 1885 errichtet und am 21. März 1886 durch den Grossrabbiner Frankreichs, Lazare Isidor und den Rabbiner von Nizza, Honel Meiss eingeweiht werden.
Geplant von dem Nizzaer Ingenieur arts-et-métiers Paul Martin, wurde sie im neoromanisch-historisierenden Stil erbaut und vom renommierten Innenarchitekten Brun auch in diesem Stil ausgestaltet. Die spitzgiebelige Fassade aus grob behauenem Sichtmauerwerk mit Rundbogenfenstern und -portalen wird von einem grossen Rosettenfenster geziert und bekrönt von den Gesetzestafeln. Das grosse Eingangsportal hingegen ist im byzantinischen Stil ausgeführt. Der Innenraum weist einen Grundriss im Basilikatypus auf und besitzt eine Frauenempore, die von zylindrischen Säulen getragen wird. Der Gebetssaal wird von einem prächtigen Thoraschrein dominiert, ihm gegenüber ist die Bimah zentral in der Raummitte positioniert. Links und rechts davon erstrecken sich die Sitzreihen über die Längsseiten des Gebäudes. Die Deckenflächen sind mit Malereien verziert.
Eine Generalsanierung des Gebäudes konnte 1988 abgeschlossen werden. Im Jahr 1993 bekam die Synagoge schliesslich noch zwölf wunderschöne Bleiglasfenster des jüdischen Künstlers Théo Tobiasse (1927 – 2012), ausgeführt vom Glasmachermeister Alain Peinado. 2007 wurde das Gebäude in die Liste geschützter historischer Baudenkmäler Frankreichs aufgenommen.
Blick über die rue Gustave Deloye. Die Grosse Synagoge nimmt eine prominente Stelle zwischen den mediterran anmutenden Wohnbauten ein. Foto: T. Walzer, mit freundlicher Genehmigung.
Innenansicht der Grossen Synagoge. Quelle: Consistoire de Nice,
https://www.consistoirenice.org/institution.htm
Das Consistoire de Nice ist der Verband jüdischer Gemeinden der Region. Quelle: https://www.consistoirenice.org/institution.htm