Esther Ofarim, die als Sängerin des israelischen Duos Esther und Abi Ofarim und auch als Schauspielerin bekannt wurde, feiert am 13. Juni ihren 80. Geburtstag.
Frühe Jahre und der Beginn der Karriere
Esther Ofarim stammt aus einer syrisch-jüdischen Familie und wurde als Esther Zaied am 13. Juni 1941 in Safed (damals: Palästina) geboren. Schon als Kind fiel sie als talentierte Sängerin auf, als sie bei Veranstaltungen mitwirkte. Während ihres Tanzstudiums lernte sie 1958 im Hebräischen Theater Club den Tänzer und Choreographen Avraham Reichstadt (1937 Tel Aviv-Jaffa – 2018 München-Schwabing) kennen. Während Esther Zaied als Schauspielerin am Tel Aviver Habimah-Nationaltheater engagiert war, wurde sie vom Hollywood-Regisseur Otto Preminger entdeckt, der ihr eine Rolle in seinem Film Exodus (USA 1960) anbot. Dort spielte sie an der Seite von Eva Marie Saint und Paul Newman die Nebenrolle der Frau Hirschberg. Otto Preminger, dem auch ihr Gesangstalent auffiel, empfahl Ester Ofarim an Frank Sinatra weiter. „Sinatra war vom neuromantischen Air der graziösen Sängerin so angetan, dass er sie gleich in sechs Fernsehsendungen von Tristesse, Einsamkeit und Liebe singen liess. Sinatra: »Welch ein Talent!«“1
1961 heirateten Esther Zaied und Avraham Reichstadt. Sie bildeten ein Gesangsduo, das sie ha-Ofarim (hebr.: die Rehkitze) nannten und starteten als Esther und Abi Ofarim ihre Karriere. 1968 gelang dem Paar mit Cinderella Rockefella der internationale Durchbruch. Innerhalb von vier Jahren gewannen die Ofarims fünf Goldene Schallplatten. Nach einer Welttournee kam es 1970 zur Scheidung des Ehepaars. Während Esther Ofarim ihre Gesangskarriere als Solistin fortsetzte, arbeitete Abi als Musikproduzent.2
Die Solokarriere
1972 erschien Esther Ofarims Solo-LP First Album, auf der sie Lieder in Hebräisch, Ladino, Französisch und Deutsch vortrug. In Israel zählt ihre LP Esther Ofarim be-Hekhal ha-Tarbut – Live in Tel-Aviv von 1973 bis heute zu den Klassikern. Ende der 1970er Jahre zog sie mit ihrem Lebensgefährten Philipp von Sell nach New York, wo 1983 ihr Sohn David zur Welt kam. 1984 trat sie an der Seite von Michael Degen und Otto Tausig im Hamburger Schauspielhaus sowie an der Freien Volksbühne Berlin in der deutschsprachigen Erstaufführung von Joshua Sobols Theaterstück Ghetto auf.
1987 zog Ester Ofarim mit ihrem Sohn David nach Hamburg, wo sie auch heute noch lebt. 2003 startete sie ihre erste Tournee seit über 20 Jahren durch mehrere deutsche Städte. Am Programm standen Lieder von Kurt Weill, den Beatles sowie jüdische Volkslieder.
In einem Interview mit einer Aachener Zeitung im Jahre 2007 meinte Esther Ofarim:
„Die Songs sind meine Geschichten, denen ich Leben und soviel Leidenschaft wie möglich verleihen möchte, um sie zu meinen eigenen Songs machen, obwohl ich sie gar nicht selbst geschrieben habe.“3
Esther Ofarim, 1966. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei, abgerufen am 04.06.2021: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ofarim_Esther_66.jpg, https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/
1 SPIEGEL-Kultur: Esther Ofarim. Zaubrische Weise, in DER SPIEGEL, 20.10.1964
https://www.spiegel.de/kultur/zaubrische-weise-a-dea60665-0002-0001-0000-000046175794
2 Abi Ofarim starb nach langer Krankheit am 4. Mai 2018 im Alter von 80 Jahren in München, wo er am Neuen Israelitischen Friedhof beigesetzt wurde.
3 Aachener Nachrichten: Esther Ofarim: „Ich bin sehr hungrig nach Leben”, 14.10.2007, https://www.aachener-nachrichten.de/kultur/esther-ofarim-ich-bin-sehr-hungrig-nach-leben_aid-27982095