Ausgabe

Die mittelalterliche Synagoge von Marburg

Anna Maria Grünfelder

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Die mittelalterliche Synagoge von Marburg an der Drau, heute Maribor, Aussenansicht der Seitenfront mit Rosette (nach der Umfunktionierung zur katholischen Kirche 1501). Foto: Domen Kodrič, 2022. Mit freundlicher Genehmigung: Marjetka Bedrač, Koordinator Sinagoga Maribor.

 

An den Resten der mittelalterlichen Stadtmauer des slowenischen Maribor (bis 1918 Marburg an der Drau) ducken sich alte Häuser rund um ein Gebäude mit drei gestuften Strebepfeilern. Das Bauwerk wurde als Synagoge identifiziert, deren älteste Bauschicht aus dem 14. Jahrhundert stammt, aber wiederholt überbaut wurde. 

Inhalt

Die umliegenden einstöckigen Häuser, die zum Teil aus dem 14. und frühen 15. Jahrhundert stammen, bildeten das Ghetto, das beim Hauptplatz (Gradski trg) begann. Quellen im Regionalarchiv Maribor und im Steiermärkischen Landesarchiv sowie die Überlieferung alter topographischer Bezeichnungen für Plätze und Gassen belegen die Existenz einer  jüdischen Gemeinde im Mittelalter  bis zur Vertreibung aller Juden aus den habsburgischen Landen durch Kaiser Maximilian I. (1496/1497). Der ausgegrabene Baubestand spricht somit für eine der seltenen jüdischen Niederlassungen in Südosteuropa, auf einem Gebiet, das schon im 15. Jahrhundert von Osmanen und Kuruzzen bedroht wurde. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurde die ehemalige Synagoge als Kirche, als Militärmagazin und als Wohnraum benutzt. Es gab in der Folge keine jüdische Gemeinde mehr, und nach der Shoa lebten nur wenige Juden im slowenischen Maribor. Trotzdem unternahm Maribor von 1984 bis 2010 die vollständige Ausgrabung und Konservierung der mittelalterlichen Synagoge und des Ghettos. Das jüdische Bauerbe dient nun als „Erinnerungsort“ und „Zeugnis der Verantwortung der Stadt für ihre Vergangenheit“.

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Ansicht mit Strebepfeilern, von der Stadtmauer her. Foto: Domen Kodrič, 2022. Mit freundlicher Genehmigung: Marjetka Bedrač, Koordinator Sinagoga Maribor.

Revitalisiert wurde nicht nur die Synagoge, sondern das gesamte, einst als „Judenviertel“ bekannte Areal, die vom mittelalterlichen Hauptplatz (Gradski trg) zum Judenplatz (Židovski trg) und zur Synagoge führende Judengasse (Židovska ulica). Die einstöckigen Häuser in dieser Gasse, Nr. 3, 5 und 8 (charakteristisch mit zwei, höchstens drei Fenstern hin zur Gasse) stammen vermutlich aus dem späten 14. und frühen 15. Jahrhundert. Dokumente im Marburger Regionalarchiv und Überreste der Fassadenbemalung verraten die für das mittelalterliche Marburg charakteristische Dunkelgrau- bis Schwarzfärbung der Fassade. Diese wurde erneuert, die Häuser wurden unter Denkmalschutz gestellt, denn sie vermitteln noch den Geist des mittelalterlichen Ghettos, eines der wenigen erhaltenen jüdischen mittelalterlichen Wohnviertel in Südosteuropa. 

 

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Der Judenturm von Maribor (rechts im Bild) und die Synagoge (links hinter dem Turm). Foto: Matic 18, Quelle: wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Jewish_Tower_and_Synagogue_Maribor_Slovenia.JPG