Ausgabe

Freiheit in der Gesellschaft Max Horkheimer zum 50. Todestag

Monika Kaczek

Max Horkheimer zählt zu den Gründern der Frankfurter Schule, die massgeblich von Sigmund Freud und Karl Marx inspiriert wurde. In ihrer Kritischen Theorie wurde eine umfassende Gesellschaftsanalyse in Zusammenhang mit neuzeitlicher Subjektivität und kapitalistischer Gesellschaftsordnung beleuchtet. 

Inhalt

Max Horkheimer wurde als Sohn des jüdischen Unternehmers Moritz Horkheimer und dessen Gattin Babette geb. Lauchheimer am 14. Februar 1895 in Stuttgart geboren. Den Besuch eines Realgymnasiums brach Max Horkheimer 1911 ab, um eine Lehre als Kaufmann zu beginnen. Ab 1913 war er im väterlichen Betrieb tätig, musste allerdings ab 1917 ein Jahr lang im Ersten Weltkrieg dienen. 

 

Nach der Absolvierung des Abiturs begann er ein Studium der Psychologie und Philosophie an den Universitäten München und Freiburg, das er 1922 an der Universität Frankfurt am Main mit der Promotion abschloss. 1925 trug Horkheimer an der Universität Frankfurt am Main seine Habilitationsschrift Kants Kritik der Urteilskraft als Bindeglied zwischen theoretischer und praktischer Philosophie vor. Im darauffolgenden Jahr lehrte er als Privatdozent an der Frank-
furter Universität. In dieser Zeit lernte er Theodor W. Adorno kennen, der ein enger Freund wurde. 

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Max Weber-Soziologentag 1964, Heidelberg. Vorne links Max Horkheimer, der Theodor W. Adorno die Hand schüttelt. Foto Jeremy J. Shapiro. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:AdornoHorkheimerHabermasbyJeremyJShapiro2.png ; https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

 

Nach seiner Hochzeit mit Rosa Rieker wurde Max Horkheimer 1930 zum ordentlichen Professor für Sozialphilosophie an die Universität Frankfurt am Main berufen. Gemeinsam mit Herbert Marcuse1 und Erich Fromm gründete er das Frankfurter Institut für Sozialforschung, zu dessen Leiter er 1931 berufen wurde. Diese Denkschule bildete die Basis für die berühmte Frankfurter Schule. Im Zuge der Schliessung des Instituts 1933 emigrierte Max Horkheimer zunächst in die Schweiz und ein Jahr später in die U.S.A., wo er das Institut an der New Yorker Columbia University etablieren konnte. Nach der Anerkennung der amerikanischen Staatsbürgerschaft zog er nach Pacific Palisades (Kalifornien), wo unter anderem Thomas Mann zu seinen Nachbarn zählte.

 

Zwischen 1940 und 1942 setzte Horkheimer die Herausgabe der Zeitschrift für Sozialforschung unter dem amerikanischen Titel Studies in Philosophy and Social Science fort. Gemeinsam mit Theodor W. Adorno erarbeitete er von 1939 bis 1944 die Schrift Dialektik der Aufklärung (englisch 1947; deutsch 1947 im Querido-Verlag Amsterdam; in Deutschland erschien das Werk erst 1969). Angesichts von Zweitem Weltkrieg, Faschismus und Kapitalismus unterzogen die beiden Autoren den Vernunftbegriff der Aufklärung einer radikalen Kritik. Seit Beginn der Menschheit müsse sich das einzelne Subjekt der Natur und der Herrschaft widersetzen:
„Wir hegen keinen Zweifel […], dass die Freiheit in der Gesellschaft vom aufklärenden Denken untrennbar ist. Jedoch glauben wir, genauso deutlich erkannt zu haben, dass der Begriff eben dieses Denkens, nicht weniger als die konkreten historischen Formen, die Institutionen der Gesellschaft, in die es verflochten ist, schon den Keim zu jenem Rückschritt enthalten, der heute überall sich ereignet. 

 

Nimmt Aufklärung die Reflexion auf dieses rückläufige Moment nicht in sich auf, so besiegelt sie ihr eigenes Schicksal.“2

In den Jahren 1943 bis 1949 befasste Horkheimer sich als Leiter der wissenschaftlichen Abteilung des American Jewish Committee mit Forschungen zum Thema Antisemitismus. Im Rahmen seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahre 1949 wurde er abermals zum Professor für Sozialphilosophie an die Universität Frankfurt am Main berufen; ein Jahr später konnte das Institut für Sozialforschung wiedereröffnet werden. Ab 1951 war er drei Jahre lang Rektor der Universität Frankfurt am Main. Nach einer Dozentur an der Universität Chicago (1954 bis 1956) erfolgte 1959 seine Emeritierung und er zog nach Montagnola bei Lugano. Max Horkheimer starb am 7. Juli 1973 in Nürnberg.

 

Anmerkungen

1 Vgl. Monika Kaczek: „Das Ende der Utopie“ Zum vierzigsten Todestag von Herbert Marcuse (1898 - 1979). In: DAVID, Heft 123, 2001 2020, https://davidkultur.at/artikel/das-ende-der-utopie-zum-vierzigsten-todestag-von-herbert-marcuse-1898-1979

2 Helmut Seidel: Aufklärung und die Gegenwart. Zur Kritik der »Dialektik der Aufklärung« von Adorno und Horkheimer. In: UTOPIE kreativ, H. 109/110 (November/Dezember 1999), https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/109_10_Seidel.pdf (11.04.2023); S. 101.