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Ein Optimist bis ans Lebensende Shimon Peres zum 100. Geburtstag

Monika Kaczek

Shimon Peres wurde am 2. August 1923 als Szymon Persky im damals polnischen Wiszniew (heute Wischnewa, Belarus) als Sohn von Isaac und Sarah Persky geboren. Sein Vater bereitete 1932 die Auswanderung der Familie nach Palästina vor und zwei Jahre später erfolgte die Alijah

Inhalt

Als Schüler einer Landwirtschaftsschule in Judäa geriet der junge Shimon Peres in Kontakt zur Arbeiterbewegung und trat der Haganah bei. Darüber hinaus war er in der Vorgängerorganisation der späteren israelischen Arbeiterpartei Mapai sowie als Generalsekretär der gewerkschaftlichen Jugendbewegung aktiv. 1945 heiratetet er Sonia Gelman; aus der Ehe gingen die Tochter Tsvia sowie die beiden Söhne Yoni und Chemi hervor.

Im Zuge der Staatsgründung Israels wurde Shimon Peres 1948 von Ministerpräsident David Ben Gurion zum Leiter der Marineabteilung im Verteidigungsministerium ernannt. Nach seiner Rückkehr von einem Studienaufenthalt in den U.S.A. förderte er ab 1953 als Generaldirektor im Verteidigungsministerium den Aufbau der israelischen Armee. 1959 zog er erstmals in die Knesset ein und war bis 1965 als stellvertretender Verteidigungsminister tätig.

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Shimon Peres am World Economic Forum Davos, 2001; im Hintergrund Jassir Arafat. Foto: Remy Steinegger, World Economic Forum, swiss-image.ch. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/Shimon_Peres#/media/File:Shimon_Peres,_Yasser_Arafat_-_World_Economic_Forum_Annual_Meeting_Davos_2001.jpg

 

Nach einer vorübergehenden Spaltung der Arbeiterpartei konnte er die beiden Flügel Mapai und Rafi 1968 zur Arbeiterpartei Awodah unter Golda Meirs Vorsitz wiedervereinigen. Seinen Tätigkeiten als Minister für Einwanderung, Transport und Post sowie Leiter des Informationsministeriums folgend, wurde er im März 1974 in der neuen Regierung unter Yitzhak Rabin zum Verteidigungsminister ernannt. Infolge des Rücktritts Rabins übernahm Peres im April 1977 vorübergehend die Regierung, eine Position, die er einen Monat später aufgrund der Wahlniederlage der Arbeiterpartei an den Likud unter Menachem Begin wieder abgeben musste. 1977 erhob man Peres ausserdem zum Vorsitzenden der Awodah, die er bis 1992 leitete. Nach mehreren Jahren in der Opposition ermöglichten die Wahlen von 1984 eine erneute Machtteilhabe der Arbeiterpartei, die eine grosse Koalition mit dem Likud einging. Der vormalige Ministerpräsident Yitzhak Shamir sollte in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode, Peres in der ersten Halbzeit, 1984 bis 1986, das Amt des Regierungschefs wahrnehmen. In seine Amtszeit fielen der israelische Rückzug aus dem Libanon, ein wirtschaftliches Konsolidierungsprogramm und erneute diplomatische Verhandlungen mit Ägypten. Nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte durch Yitzhak Shamir fungierte Shimon Peres von 1986 bis 1988 als Aussenminister, ab 1988 als Finanzminister. Aufgrund von Differenzen löste sich die Koalition auf. Im Vorfeld der Wahlen vom Juni 1992 setzte sich Yitzhak Rabin als Spitzenkandidat der Arbeiterpartei gegenüber Shimon Peres durch. In seiner Funktion als Aussenminister wirkte Peres aktiv am Friedensprozess in Oslo mit; am 13. September 1993 zählte er zu den Unterzeichnern des Friedensvertrags Oslo 1. 1994 wurden Yitzhak Rabin, Shimon Peres und Jassir Arafat mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

 

Infolge der Ermordung Yitzhak Rabins am 4. November 1995 übernahm Shimon Peres das Amt des Ministerpräsidenten und des Verteidigungsministers. Bei den vorgezogenen Neuwahlen vom Mai 1996 setzte sich der Likud-Vorsitzende Benjamin Netanjahu mit knapper Mehrheit gegen Peres durch, um eine Regierungskoalition aus rechten und religiösen Kräften zu bilden. Shimon Peres kündigte zunächst seinen Rückzug aus der Politik an und trat zum Juni 1997 als Vorsitzender der Arbeiterpartei zurück. Im Herbst desselben Jahres machte er jedoch mit der Eröffnung eines Peres Center for Peace in Tel Aviv auf sich aufmerksam.

 

Nach dem Wahlsieg Ehud Baraks im Mai 1999 leitete Shimon Peres den neugeschaffenen Bereich der regionalen Zusammenarbeit, der den Friedensprozess zwischen Israel und der PLO durch Infrastruktur- und Entwicklungsmassnahmen ermöglichen sollte. Ab März 2001 übernahm er unter dem neuen Ministerpräsidenten Ariel Sharon die Leitung des Aussenministeriums. Im November 2005 unterlag er seinem Herausforderer Amir Peretz, trat aus der Awodah aus und schloss sich der neugegründeten Partei Kadimah an. Am 30. Mai 2007 bestätigte Shimon Peres in einer öffentlichen Erklärung seine Kandidatur für das Präsidentenamt und im Juli des Jahres wurde er als Präsident vereidigt. Am 13. September 2016 erlitt Shimon Peres einen Schlaganfall und verstarb am frühen Morgen des 28. September in Tel Aviv.

 

„Shimon Peres ist als Optimist gestorben und betonte bis zuletzt, dass – auch, wenn grosse Skepsis einem Frieden gegenüber herrsche –, viele Grundsteine dafür bereits gelegt worden seien. Er erinnert an den beschlossenen Frieden mit Ägypten und Jordanien, an die Idee einer Zwei-Staaten-Lösung. […] Nur im Frieden könne man sich den wahren – heutigen wie künftigen – Herausforderungen der Welt gemeinsam stellen: Armut, Hunger und Radikalisierung. Peres bemüht dabei immer wieder das berühmte Zitat David Ben-Gurions: ‘Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist’.“1

 

Anmerkung

1 Shelly Kupferberg: Mein Leben für Israel. Vermächtnis eines optimistischen Staatsmanns.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/shimon-peres-mein-leben-fuer-israel-vermaechtnis-eines-100.html (18.04.2023)