Ausgabe

Und dennoch ein Gerechter

Thomas VARKONYI

Oskar Schindler (1908-1974)

 

Inhalt

Die Informationen über Oskar Schindler basieren für die meisten Menschen auf dem Buch Schindler’s Ark von Thomas Keneally (1982) und vor allem darauf, was in Steven Spielbergs Film Schindlers Liste (1993) darüber gezeigt wird. Historisch gesehen sind viele der dort gemachten Angaben ungenau. Dessen ungeachtet leuchtet

Schindlers Beispiel von Menschlichkeit und Zivilcourage über Generationen hinweg.

 

Oskar Schindler wurde am 28. April 1908 im mährischen Zwittau (heute Svitavy, Tschechische Republik) als Sohn eines sudetendeutschen Fabrikanten geboren. Im väterlichen Betrieb erhielt er auch seine Ausbildung. Nachdem dieser infolge der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren zusperren musste, fand Schindler beim deutschen militärischen Geheimdienst neue Arbeit und war in Mährisch-Ostrau und Breslau eingesetzt; zur Tarnung fungierte er als kaufmännischer Leiter der Mährischen Elektrotechnischen AG in Brünn. 

 

Als Spion wurde er von den Tschechen enttarnt und entging einer Hinrichtung nur aufgrund der inzwischen stattgefundenen Annexion der Resttschechei durch Hitler 1939. Danach trat er der NSDAP bei und ging nach der Okkupation Polens durch Hitler-Deutschland ins bereits deutsch besetzte Krakau. 

 

Dort übernahm er eine seit Jahren stillgelegte Email-Fabrik und begann, Feldgeschirr für die Wehrmacht sowie später auch Munition herzustellen. Er nahm sukzessive auch jüdische Arbeiter in seinen Betrieb auf und konnte diese vor drohenden Deportationen schützen, indem er es schaffte, bei NS-Behörden immer wieder den Eindruck einer kriegswirtschaftlichen Bedeutsamkeit seiner Fabrik entstehen zu lassen. Oskar Schindler schaffte es auch, die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, die in seinen Fabriken arbeiteten, aus dem KZ-Alltag, bei dem sie jederzeit in Lebensgefahr schwebten, herauszulösen, indem er ein eigenes Werkslager erbauen liess. 

 

Er versuchte zunehmend, das Wohl seiner Schutzbefohlenen gegenüber der SS zu sichern. 1943 reiste er sogar nach Budapest, um den dort gegenüber den Vorgängen in Polen ahnungslosen Juden von den Zuständen in den Lagern zu berichten. Leider ohne den beabsichtigten Erfolg.

 

Als 1944 die Rote Armee vorrückte, wurde der Betrieb Schindlers westwärts verlegt. Wieder schaffte es Oskar Schindler, seine gesamte Belegschaft mitzunehmen, allerdings auf dramatische Weise: Die Männer erreichten die Fabrik erst nach einer Zwischenstation im KZ Gross-Rosen, die Frauen nach einer Odyssee über das Vernichtungslager Auschwitz. 

 

Durch Rettungs-Aktionen, die er grösstenteils aus eigener Tasche finanzierte, gelang es Oskar Schindler und seiner Frau Emilie unter jahrelangem und unermüdlichem Einsatz ihrer eigenen Leben, mehr als 1.200 Juden vor der Ermordung zu bewahren.

 

Nach dem Krieg konnte Oskar Schindler wirtschaftlich nicht Fuss fassen. Als die von ihm einst beschützten überlebenden Schindlerjuden von seinen beruflichen und finanziellen Schwierigkeiten erfuhren, luden sie ihn nach Jerusalem ein. Von da an lebte Oskar Schindler ein „geteiltes Leben“: Die eine Jahreshälfte verbrachte er in bescheidenen Verhältnissen in Frankfurt am Main, die andere Hälfte des Jahres verweilte er in Jerusalem. Israel verlieh ihm den Ehrentitel eines Gerechten unter den Völkern.

 

Er starb 1974 im Alter von 66 Jahren in Frankfurt am Main und wurde auf dem Berg Zion in Jerusalem katholisch bestattet. Sein Grab wird bis heute von Juden aus der ganzen Welt besucht.