Ausgabe

Mäzene der österreichischen Moderne

Tina WALZER

Jüdische Förderer von Egon Schiele (1890 - 1918) und Gustav Klimt (1862 - 1918)

 

Inhalt

Heuer jähren sich zum hundertsten Mal die Todestage der beiden bekanntesten Exponenten der österreichischen Moderne: Egon Schiele und Gustav Klimt. Weniger Aufmerksamkeit bekommen ihre Förderer und Mäzene: jüdische Familien, die von den Nationalsozialisten ab 1938 enteignet, verfolgt und ermordet worden sind. Ihrem Gedenken ist dieser Text gewidmet.

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Grabmal für die Familie Steiner am alten jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofes bei Tor 1, gestaltet von Oskar Strnad. Foto: T. Walzer, mit freundlicher Genehmigung.

 

Am 31.Oktober 1918 starb Egon Schiele an der epidemischen Spanischen Grippe, drei Tage nach seiner hochschwangeren Ehefrau Edith. Zu Jahresbeginn, am 6. Februar, war sein kongenialer Malerkollege  und Beinahe-Nachbar Gustav Klimt verstorben. Schieles Maleratelier lag in der Hietzinger Hauptstrasse 101, und gleich um die Ecke, in der Feldmühlgasse 11 arbeitete Klimt. Dort widmet sich seit Kurzem ein ausgezeichnetes, kleines Museum der Geschichte der Fördererfamilien und ihren Schicksalen.

 

Die wichtigste Sammler-Familie der österreichischen Moderne bestand aus drei Schwestern: Jenny, Aranka und Serena aus der bedeutenden Budapester Familie Pulitzer. Jenny (1863 Budapest – 1958 New York) heiratete den Seidenfabrikanten Wilhelm Steiner (Fabrik in Kraliky, Mähren), Aranka (1862 Budapest – 1941 KZ Lodz) heiratete  den Holz-Industriellen Alexander Munk, und Serena  (1867 Budapest – 1943 Budapest) heiratete den Industriellen August Lederer (Jungbunzlauer Spiritusfabrik). Die Kunstsammlungen der drei Schwestern standen in den letzten Jahren im Fokus von Restitutionsdebatten. 

 

Einige Werke wurden auch – spät, aber doch – restituiert, respektive entschädigt, wie zum Beispiel aus Jenny Steiners Sammlung Schieles Häuser am Meer (zurzeit in der Sammlung Leopold), oder Klimts Landhaus am Attersee. Das bedeutende Schiele-Gemälde Mutter mit zwei Kindern (1917) befindet sich nach wie vor im Oberen Belvedere. Das Museum beharrt auf rechtmässigem Erwerb, wiewohl seinerzeit während der Restitutionsverhandlungen der damalige Direktor der Österreichischen Galerie, Karl Garzarolli-Thurnlackh (1894 Prag – 1964 Wien), sich für eine Ausfuhrsperre aussprach und das Gemälde dann 1951  um nur  20.000 Schilling ankaufen konnte. Aus der Sammlung Munk restituierte die Stadt Linz Klimts Bildnis Ria Munk. Serena Lederers gewaltige Klimt-Sammlung wurde laut Geschichtsschreibung in den letzten Kriegstagen im Bergungsdepot Schloss Immendorf (Niederösterreich) durch Brand vernichtet. Der Sohn Serenas, der  von Egon Schiele oft porträtierte Erich Lederer (1896 Wien – 1985 Genf), bemühte sich sein Leben lang um die Restitution der elterlichen Sammlung. 

 

Der heute wohl prominenteste Restitutionsfall war die Sammlung des Ehepaares Bloch-Bauer. Gustav Bloch-Bauer (1864 Jung-Bunzlau, Böhmen – 1945 Zürich) war der „Zuckerkönig“ der Monarchie und unterhielt mit seiner Frau Adele (1881 Wien – 1923 Wien) freundschaftliche Beziehungen zu Gustav Klimt und Oskar Kokoschka. Fünf Werke der Sammlung (darunter Österreichs „Mona Lisa“, das Bildnis Adele Bloch-Bauer) wurden an die Erben Bloch-Bauers nach einem in den USA ausgetragenen Restitutionsstreit zurückgegeben. 

 

Doch nicht nur Wirtschaftskapitäne waren Förderer der beiden Künstler. Egon Schieles Anwalt Alfred Spitzer (1861 Frydek Mistek – 1923 Wien) verteidigte ihn in seinen heiklen Causen und war zudem ein wichtiger Sammler. Ebenso wie sein Zahnarzt Heinrich Rieger (1868 Szered, Oberungarn – 1942 umgekommen in Theresienstadt), dessen bedeutende Sammlung der österreichischen Moderne durch den Vedutenmaler Luigi Kasimir arisiert wurde. Weiters sind der Textilkaufmann Karl Mayländer (1872 Wien – 1941 KZ Lodz) zu nennen, dessen graphische Sammlung grossteils noch als verschollen gilt, sowie der Antiquitätenhändler Karl Grünwald (1887 Wien – 1964 Washington).

 

Ohne das Engagement all dieser Menschen hätten zentrale Werke der österreichischen Moderne nie entstehen können. Möge ihr Andenken gewürdigt werden.

 

Informationen:

Klimt Villa Wien, 13, Feldmühlgasse 11, http://www.klimtvilla.at/