Die Synagoge von Split aus dem frühen 16. Jahrhundert ist eine der ältesten europäischen Synagogen, in denen noch religiöses, vor allem jedoch kulturelles und gesellschaftliches Leben für rund einhundert Juden aus Split und Umgebung stattfindet.
Betreut wird die Synagogengemeinde in Split vom Zagreber Rabbiner Luciano Moše Preljević, dem ersten Rabbiner Kroatiens seit der Auflösung der Jüdischen Gemeinde Split 1944. Damals wurde ihr Vorstand, Ing. Vid Morpurgo und seine Mitarbeiter Jahiel Kamhi und Marko Finzi, von der SS in das Konzentrationslager Banija in Belgrad abtransportiert. Luciano Moše Preljević, Sohn von Blanka geb. Levi, ist 1953 in Split geboren, studierte zuerst Architektur und Bauwesen und entschied sich 1980 für die Rabbinerausbildung in Jerusalem.
Ungebrochene Kontinuität
Zeugnisse für die Präsenz von Juden in Split im dritten Jahrhundert unserer Zeit fanden sich bei der Erforschung und Renovierung jenes Palastes, den sich Kaiser Diokletian als Altersresidenz hatte errichten lassen. Über dem Grabmal Diokletians, während dessen Herrschaft in der Provinz Dal- matien die Christen verfolgt worden waren, wurde der Dom von Split errichtet. Abbildungen der Menora in Steinquadern des Palastes lassen darauf schliessen, dass in der Zeit des Umbaues des Grabmales zum Dom diesem gegenüber eine Synagoge, die älteste in Split, gestanden haben muss.
Die Synagoge von Split, Innenraum, Blick nach Osten. Der Thoraschrein ist in die Westmauer des Diokletian-Palastes aus der Römerzeit eingebaut. Foto: Jüdische Gemeinde Split, mit freundlicher Genehmigung.
Dass im Mittelalter eine Synagoge in Split bestand, belegen erhaltene Mauerreste einer 1507 abgebrannten Kirche im Stadtteil Poljud, nordwestlich des Diokletianpalastes. Die Kirche hatte zu einem Benediktinerkloster gehört, war zu einem unbekannten Zeitpunkt den Franziskanern überlasssen worden und wurde schliesslich als Synagoge benutzt. Inschriftenfragmente an Mauerresten, die in späteren Bauphasen weiterbenutzt wurden, weisen auf die Existenz einer Synagoge – und damit auf jüdisches Leben in Split an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert – hin.
Die heute noch bestehende Synagoge nordwestlich des Diokletianpalastes an der Adresse Židovski Prolaz Nr. 1, in Split „Scuola“ oder „Oratorium“ genannt, datiert aus dem 16. Jahrhundert, als sich sefardische Juden aus Portugal und Spanien auf der Flucht vor der Reconquista und der Inquisition nach Split retteten.