La Ruche, der Bienenkorb, steht noch immer. Das legendäre Pariser Atelier der osteuropäischen jüdischen Künstler Chaim Soutine, Marc Chagall, Moise Kisling, Jacques Lipchitz, Ossip Zadkine und Pinchas Krémègne beherbergte auch Amedeo Modigliani, der aus einer ganz anderen Welt kam.
Der Maler Amedeo Modigliani, kurz vor seinem Tod im Jahr 1919, Selbstportrait. Original heute im Museu de Arte Contemporânea da Universidade de São Paulo, Inv. Nr. 1963.2.16. Gemeinfrei, abgerufen am 20.08.2020 bei: The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amedeo_Modigliani_053.jpg
Amedeo Modigliani wurde am 12. Juli 1884 in Livorno geboren. Aufgewachsen in der toskanischen Hafenstadt als Spross der über Tunis, Marseille und London weit verzweigten sefardischen Familie mütterlicherseits, Garsin, zog der schon früh von schweren Krankheiten geplagte Amedeo nach Paris. Pablo Picasso (1881 – 1973) und Constantin Brâncuși (1876 – 1957) waren seine Gefährten, der Erfolg liess auf sich warten. Für einige Jahre wandte Modigliani sich der Bildhauerei zu, archaische, sehr reduzierte Antlitze, Frauenakte, inspiriert an Karyatiden sind seine Welt. Doch stets mit Lungenkrankheiten kämpfend, verlässt er wieder die staubige Bildhauerei, kehrt zur Malerei zurück und soll in den wenigen ihm verbleibenden Jahren seinen ganz unverkennbaren Stil schaffen: eine reduzierte, klar umrissene, flächige, farbkräftige Malerei – linear langgezogene, in ihrer Nacktheit idealisierte Akte, orientiert an den Venus-Darstellungen des Renaissance-Malers Sandro Botticelli (1445 – 1510).
Amedeo Modigliani, Porträt des Jacques Lipchitz mit seiner Frau, 1916. Original heute im Art Institute of Chicago, Inv. Nr. 1926.221. Gemeinfrei, abgerufen am 20.08.2020 bei: The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202. Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Amedeo_Modigliani_040.jpg
Erst nach seinem frühen Tod – er erliegt mit knapp 37 Jahren am 24. Januar 1920 seinem Lungenleiden – wird Modiglianis Werk die Welt erobern. Mittlerweile gehört er zu den teuersten Malern der Welt, bei einer New Yorker Auktion im Jahr 2015 erzielte sein Werk Nu couché 160 Millionen Euro.
Bedeutend wird er auch als Chronist der Maler in der Pariser Rive Gauche-Künstlerkolonie Bienenkorb bleiben, mit seinen Porträts von Jacques Lipchitz (1891 – 1973), Moise Kisling (1891 – 1953) und Chaim Soutine (1893 – 1943).
Amedeo Modiglianis Leben wurde bislang in drei Spiel-, zwei Dokumentar- und einem Zeichentrickfilm dargestellt, unter anderem mit Gérard Philipe und Anouk Aimée, Richard Berry und Elide Melli, sowie Andy Garcia und Elsa Zylberstein in den Hauptrollen; drei Romane und zuletzt ein Theaterstück beschäftigen sich mit dem prince de la bohème von Paris.