Ausgabe

Jüdisches Kabarett im Haus der Heimat

Ludwig Niestelberger

Inhalt

Am 3. Dezember 2019 fand im Festsaal des Hauses der Heimat im 3. Wiener Gemeindebezirk die gemeinsame Veranstaltung der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich, des Schwabenvereins Wien, des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien und der Karpatendeutschen Landsmannschaft in Österreich mit dem Titel Stephan Paryla-Raky rezitiert Fritz Grünbaum: Kabarett in der Hölle vor zahlreichem Publikum (rund 90 Zuschauer) statt.

Nach den einführenden Worten durch den Ehrenpräsidenten des VLÖ, Mag. Ludwig Niestelberger und Begrüssung der Ehrengäste Dipl.-Ing. Rudolf Reimann (Ehrenpräsident des VLÖ u. Stiftungsvorsitzender), Abgeordneter zum Wiener Landtag a. D. Gerhard Zeihsel (Obmann der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich), Dr. Thomas Ziegler (Obmann des Vereins der Siebenbürger Sachsen in Wien), Dr. Wegscheidler (Sozialministerium)  und insbesondere ADir i. R. RgR Ilan Beresin (Chefredakteur der Jüdischen Kulturzeitschrift DAVID) sowie Dr. Pierre Genée (Nachfahre des berühmten Operettenkomponisten und -librettisten Richard Genée aus Danzig, Grünbaum-Biograph und Autor zahlreicher Bücher über Synagogen in Österreich etc.) erzählte Paryla über das Leben des in Brünn am 7. April 1880 geborenen, unvergessenen Schauspielers, Librettisten u. Conférenciers Fritz Grünbaum und rezitierte dessen Texte, welche dieser hauptsächlich für das Kabarett „Hölle“ (unter dem Theater an der Wien) geschrieben hatte. Die Kunst von Paryla, diese humoristischen Texte mit seiner schauspielerischen Brillanz vorzutragen, begeisterte die Zuschauer, welche oft mitten im Vortrag applaudierten. Das war klassisches Jüdisches Kabarett in höchster Perfektion, welches immer noch Weltruf geniesst und die Zuseher mitreisst.

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Stefan Paryla trägt Werke von Fritz Grünbaum vor, 3.12.2019. Mit freundlicher Genehmigung L. Niestelberger.

Paryla ging dabei zwischen Grünbaums humorvollen und tiefgründigen Texten auch auf die Zeit des Ersten Weltkrieges, die Zwischenkriegszeit und den Aufstieg der NSDAP in Deutschland ein, welcher fatale Auswirkungen auf das Leben der jüdischen Bevölkerung und insbesondere auf Grünbaum selbst hatte. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich wurde Grünbaum verhaftet, in das KZ Dachau, später in das KZ Buchenwald (Erfurt) und dann wieder nach Dachau deportiert, wo er zwar einige Auftritte hatte, leider jedoch nach einem Selbstmordversuch am 14. Jänner 1941 schwer krank verstarb.1 Das machte natürlich alle Zuseher sehr betroffen. Als Zugabe las Paryla zum Abschluss noch einen lustigen Text des Sprachkünstlers Grünbaum. Es war wieder einmal ein eindrucksvoller Abend mit vollem Haus und viel positivem Echo im Haus der Heimat.

 

Anmerkung:

1 Laut anderen Quellen erkrankte Grünbaum im KZ an Tuberkulose und starb an Erschöpfung; Anm. d. Red.