Ausgabe

Gedenken an das KZ Ebensee

Monika Kaczek

An das KZ Ebensee, ein Aussenlager des KZ Mauthausen, das sich in der oberösterreichischen Gemeinde Ebensee befand, erinnern heute nur wenige Spuren. Das Zeitgeschichte Museum Ebensee und die KZ-Gedenkstätte Ebensee widmen sich diesem Erinnern.

Inhalt

Die Errichtung des KZ Ebensee

Die Errichtung des KZ Ebensee begann am 18. November 1943 mit der Überstellung von 63 KZ–Häftlingen aus dem Mauthausener Aussenlager Redl–Zipf nach Ebensee. Dort sollte ein riesiges unterirdisches Rüstungsprojekt verwirklicht werden, um die Verlegung des Raketenforschungszentrums Peenemünde in Norddeutschland in gesicherte Stollenanlagen zu ermöglichen. Zu Beginn waren rund 500 Insassen in einem provisorisch eingerichteten Lager in der Weberei von Ebensee untergebracht. Sie mussten die Arbeiten an dem Stollen und den Aufbau des Konzentrationslagers voranbringen. Ende Jänner 1944 wurden die Häftlinge in das Gebäude verlegt.

 

Zwischen 1943 und 1945 wurden insgesamt rund 27.000 männliche Häftlinge aus mehr als 20 europäischen Ländern nach Ebensee deportiert. Etwa 8.500 Menschen kamen hier durch Entkräftung, Hunger oder aufgrund von Krankheiten ums Leben. Die Mehrheit der Inhaftierten bildete die Gruppe der sogenannten politischen Häftlinge, wie Kommunisten oder Sozialisten. Rund ein Drittel der Häftlinge war jüdischer Herkunft, in kleiner Anzahl befanden sich auch Zeugen Jehovas, Roma sowie Homosexuelle unter den Opfern.

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Zeitgeschichtemuseum Ebensee. Quelle: ZME/Elisabeth Brandstätter, mit freundlicher Genehmigung.

Ab Jänner 1945 erreichte das für 6.000 bis 7.000 Personen geplante Lager mit 18.500 Häftlingen, die aus bereits evakuierten Lagern kamen, seinen Höchststand. Die Sterberate in den überfüllten Blocks stieg dramatisch an. Allein im April 1945 starben rund 4.500 Gefangene. Als die Kapazität des Verbrennungsofens nicht mehr ausreichte, wurden die Leichen von 2.167 Personen heimlich in zwei Massengräbern vergraben. Die Befreiung des Lagers erfolgte am 6. Mai 1945 durch die 3rd Cavalry der U.S.-Armee. Nach Kriegsende liess die Stadtgemeinde Ebensee das KZ-Gelände abreissen: „Die über Jahrzehnte einander konkurrierenden Strategien vom Vergessenwollen, aber auch die Etablierung von Gedenktraditionen werden in Ebensee besonders anschaulich.“1

 

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KZ-Gedenkstätte Ebensee. Quelle: ZME/Nina Höllinger, mit freundlicher Genehmigung.

Gedenken heute

Im Jahre 1988 gründete Dr. Wolfgang Quatember den Verein Zeitgeschichte Museum Ebensee. Das Zeitgeschichte Museum Ebensee, das rund 4 Kilometer vom ehemaligen KZ Ebensee entfernt liegt, widmet sich der politischen Geschichte der Region Salzkammergut von 1918 bis 1955. Das Gebäude umfasst eine Bibliothek, ein Archiv, eine Cafeteria und Veranstaltungsräume. Die Dauerausstellung republik. ständestaat. nationalsozialismus. verfolgung. widerstand beschreibt die Geschichte der Ersten Republik von 1918 bis Februar 1934 sowie der Zeit bis 1945. Darüber hinaus werden regelmässig Lesungen, Vorträge und Tagungen organisiert. In der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift betrifft Widerstand werden zeithistorische und regionalgeschichtliche Beiträge veröffentlicht.2

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Zeitgeschichtemuseum Ebensee. Quelle: ZME/Elisabeth Brandstätter, mit freundlicher Genehmigung.

Bei der Befreiung des Lagers fanden die U.S.-Soldaten vor dem Krematorium einen Leichenberg mit geschätzt 1.000 Toten. Die überlebenden Ex-Häftlinge – hier besonders polnische, französische und jüdische – wollten die Opfer in Würde bestatten.3 Die Behörden enteigneten ein Grundstück, das sich 2 Kilometer vom Lagergelände entfernt befand und errichteten dort den KZ-Friedhof. Im Zeitraum vom 18. November 1943 und 30. Juni 1945 waren 8.412 namentlich bekannte Insassen ermordet worden. Diese Namen wurden für ein Denkmal auf 156 ungefärbten Glastafeln aufgebracht. Da weitere Opfernamen gefunden werden konnten, wurde 2014 eine zusätzliche Glastafel realisiert. Alle Opfernamen, die alphabetisch angeordnet und nach Todesjahren gegliedert sind, können auf der Homepage der Gedenkstätte abgerufen werden.4

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KZ-Friedhof, Quelle: ZME/Nina Höllinger, mit freundlicher Genehmigung.

»Tutto cominciava con una caramella! Alles begann mit einem Zuckerl!«

1987 unterzeichneten VertreterInnen der Gemeinde Ebensee und der toskanischen Stadt Prato ein Städtepartnerschaftsabkommen, das bis heute die Verbindung zwischen beiden Orten prägt. Jahre nach der Befreiung kehrten ehemalige Häftlinge aus Prato im Zuge von Erinnerungsfahrten immer wieder nach Mauthausen und Ebensee zurück. Zwei von ihnen, Dorval Vanini und Roberto Castellani, gehörten zu den Mentoren der Städtepartnerschaft, die unter dem Motto der Friedens- und Versöhnungsarbeit steht. Die beiden Männer waren 1944 als Folge eines Arbeiterstreikes in ihrer Heimatstadt verhaftet worden und vom KZ Mauthausen ins Nebenlager Ebensee geraten. Kurz vor der Befreiung des Lagers ereignete sich eine kleine Szene voller Menschlichkeit: Beim täglichen Arbeitsweg, der an einigen Wohnhäusern vorbeiführte, kam eines Tages ein kleines Mädchen auf Castellani zu und gab ihm ein Zuckerl. Castellani konnte diese Geste nie vergessen. 59 Jahre später, 2004, konnte das Mädchen, Theresia Huber, ausgeforscht werden und es kam zu einem berührenden Wiedersehen mit Castellani, der noch im selben Jahr verstarb. Zu seinen Lebzeiten wurde ihm von der Gemeinde Ebensee die Ehrenbürgerschaft verliehen. Ein Gedenkstein am KZ-Friedhof erinnert an den Begründer der Partnerschaft des Friedens.5

 

Die Autorin dankt Mag. Nina Höllinger vom Zeitgeschichte Museum Ebensee für die Unterstützung bei den Abbildungen.

 

 

Homepage des Zeitgeschichte Museums Ebensee

https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/start-museum

 

Homepage der KZ-Gedenkstätte Ebensee

https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/start-gedenkstaette

Archiv: https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/forschung-archiv

 

Anmerkungen:

1 https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/start-gedenkstaette

2 https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/modul-betrifft-widerstand

3 Wolfgang Quatember: Die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Ebensee. In: Erinnern in Gedenkstätten. Wien: Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten (Hrsg.), Oktober 1998, S. 26.

4 https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/start-gedenkstaette

5 https://memorial-ebensee.at/website/index.php/de/mod-prato