Ausgabe

Das Leben von Fritz Mandl

Evelyn Adunka

Inhalt

Ursula Prutsch: Wer war Fritz Mandl. Waffen, Nazis und Geheimnisse. Die Biografie.

Wien: Molden Verlag 2022.

303 Seiten, Euro 30,00.-

ISBN 978-3-222-15071-5

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Fritz Mandl (1900–1977) war einer der einflussreichsten und schillerndsten österreichischen Industriellen der Zwischenkriegszeit. Die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München lehrende Historikerin Ursula Prutsch, die viele wichtige Studien zur Geschichte Lateinamerikas publiziert hat, erhielt von Fritz Mandl Jr. den Familiennachlass. Mit dieser Quellenbasis und vielen weiteren Recherchen erzählt sie erstmals eine widersprüchliche und nicht immer leicht nachvollziehbare Biografie, wobei sie versucht, „grösstmögliche Distanz zu wahren“. Die Familie Mandl stammte aus Triesch (tschech. Třešť) in Mähren. Ignaz Mandl, der Bruder von Fritz Mandls Grossvater Ferdinand, war Gemeinderat und Mentor Karl Luegers, 1902 konvertierte er zum Katholizismus. Auch der Chemiker Alexander Mandl, der Vater von Fritz Mandl, war 1910 konvertiert. Fritz Mandls Mutter Maria Mohr war Katholikin. Marie-Theres Arnbom widmete 2002 der Familie ein Kapitel in ihrem Buch Friedmann, Gutmann, Lieben, Mandl, Strakosch.

 

1893 war Alexander Mandl in die 1860 gegründete Hirtenberger Patronenfabrik eingetreten. 1924 übernahm Fritz Mandl eine hochverschuldete, von Streiks geschwächte und durch einen Brand teilweise zerstörte Fabrik. Mit deutschen und Schweizer Partnern, der Gründung von Filialwerken und illegalen Waffenschiebereien („Hirtenberger Waffenaffäre“), um die Bestimmungen des Versailler Friedensvertrags zu umgehen, und einem Sozialprogramm gelang ihm ein Aufschwung. Als Finanzier der Heimwehren, Bewunderer Mussolinis und Freund Ernst Rüdiger von Starhembergs bezog er eindeutig Position. 1938 verhandelte Mandl über die Arisierung der Fabrik, nachdem er die Mehrheit des Aktienpakets in der Schweiz und in Frankreich deponiert hatte. 1938 ging Mandl nach Argentinien, wo er in eine Waffen- und eine Fahrradfabrik investierte, Juan Perón unterstützte und auch Kontakte zu NS-Behörden unterhielt. Währenddessen wurde in Hirtenberg ein Nebenlager des KZ Mauthausen eingerichtet, was die Schriftstellerin Didi Drobna in ihrem Roman Was bei uns bleibt und eine Ausgabe der Ö 1 Sendung Tonspuren thematisierten. Prutsch beschreibt auch Mandls Freunde und gesellschaftliches Umfeld, wie die Familien Schallenberg oder Stürghk, und das Privatleben ihres Protagonisten. Fritz Mandl schloss fünf Ehen und war mit Christl Schönfeld, der späteren Organisatorin des Opernballs, liiert, wagte es aber nicht, sie persönlich von seiner Entscheidung über die Trennung zu unterrichten. Auch über seine zweite Ehe mit der Schauspielerin Hedy Lamarr, mit deren Mutter Gertrude Fritz Mandl noch lange Kontakt hatte, konnte Prutsch einiges berichten. 1955 kehrte Mandl nach Wien zurück und leitete nach der Restitution wieder seine Fabrik, die von seinen Erben an die Voestalpine verkauft wurde.

 

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