Hanns Eisler (links) mit Bertold Brecht, Ost-Berlin 1950. Quelle: Wikimedia commons, gemeinfrei: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/59/Bundesarchiv_Bild_183-19204-2132%2C_Berlin%2C_Bertolt_Brecht_und_Hanns_Eisler.jpg
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Hanns Eisler zählt zu den einflussreichsten Komponisten des deutschsprachigen Raums. Im Gegensatz zu seinem Lehrer Arnold Schönberg verstand er Musik auch dezidiert als Teil einer politischen Öffentlichkeit.
Hanns Eisler wurde als Johannes Eisler am 6. Juli 1898 in
Leipzig in bürgerlichen Verhältnissen geboren. Er war das dritte Kind des Philosophieprofessors Rudolf Eisler (1873–1926) und Ida Maria Eislers (geb. Fischer; 1876–1929), der Tochter eines sozialistischen Leipziger Metzgergesellen, während Rudolf Eisler aus einer alteingesessenen böhmisch-jüdischen Familie stammte1 Im Jahre 1901 zog Familie Eisler nach Wien, doch der Atheist Rudolf Eisler wurde nicht an die Universität Wien berufen, weshalb er als Privatgelehrter tätig war. Zu Hause wurden die Kinder früh mit Musik vertraut gemacht und im zarten Alter von zehn Jahren schrieb Hanns Eisler seine ersten Kompositionen. Aus finanziellen Gründen konnte sich die Familie kein eigenes Klavier, sondern nur ein Leihinstrument leisten. Mit 14 Jahren trat Hanns Eisler der Organisation der sozialistischen Mittelschüler bei. Im Ersten Weltkrieg leistete er seinen Dienst in der österreich-ungarischen Armee. Von 1919 bis 1923 war er zunächst Schüler von Arnold Schönberg, später wurde auch Anton von Webern sein Lehrer. Im Kreis um Arnold Schönberg lernte Hanns Eisler die Sängerin und Gesangslehrerin Charlotte „Lotte“ Demant kennen und lieben. Die Trauung der beiden fand am 31. August 1920 statt. Am 20. April 1928 kam ihr Sohn Georg (1928–1998) zur Welt, der später als Maler bekannt wurde.2
Nachdem Hanns Eisler 1925 den Künstlerpreis der Stadt Wien erhalten hatte, zog er nach Berlin, wo er als Klavierlehrer und Komponist für Arbeiterchöre tätig war und sich in der Arbeiterbewegung sowie im antifaschistischen Widerstand engagierte. Sein Ansuchen um Aufnahme in die KPD wurde aus nicht bekannten Gründen abgelehnt.
Seine politische Überzeugung zeigte sich auch in seinen Werken. Es entstand Musik zu Bertolt Brechts Kuhle Wampe (1931) und Die Mutter (1932), sowie viele politische Lieder, darunter das Einheitsfrontlied (1934). 1933 emigrierte Hanns Eisler in die Tschechoslowakei, von wo die Odyssee ihn über Paris und London nach Wien führte. Nach einer Vortrags- und Konzertreise in den U.S.A. wurde seine Ehe mit Charlotte Demant am 14. Mai 1935 in Abwesenheit geschieden. Während des Exils in Spanien (1936 bis 1937) komponierte er Kampflieder für die Internationalen Brigaden im Bürgerkrieg. Am 7. Dezember 1937 heiratete er Louise Jolesch (geb. Gosztonyi; 1906–1998).3 Im darauffolgenden Jahr emigrierte die Familie in die U.S.A., wo Hanns Eisler an der New School for Social Research in New York, der Exil-Universität des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, und später auch in Mexico-Stadt lehrte. Ab 1942 lebten die Eislers in Hollywood, wo Hanns Musik für zahlreiche Filme schrieb und in den Jahren 1943 und 1944 für den Oscar nominiert wurde. Neben seinem Hollywood Liederbuch komponierte Hanns Eisler auch Das Lied von der Moldau, das ursprünglich Es wechseln die Zeiten hiess – der posthume Titel eines Gedichts von Bertold Brecht. Wegen „unamerikanischer Tätigkeit“ wurde Hanns Eisler 1948 aus den U.S.A. ausgewiesen und ging zunächst nach Wien, wo er für mehrere Monate lebte und die Arbeit an der Oper Johannes Faustus aufnahm. Später ging er in die DDR, wo er eine Professur an der Hochschule für Musik erhielt. Sein Lied Auferstanden aus Ruinen (1949, Text: Johannes R. Becher) wurde zur Nationalhymne des Arbeiter- und Bauernstaats. Hanns Eisler erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie den Nationalpreis I. Klasse der DDR, und war Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste. Hanns Eisler starb am 6. September 1962 in Ost-Berlin.
Anmerkungen
1 Hanns Eislers Schwester Elfriede, die sich später Ruth Fischer nannte, war in den 1920-er Jahren für kurze Zeit Vorsitzende der KPD und sein Bruder Gerhart hatte später führende Funktionen im Rundfunk der DDR inne; http://biografia.sabiado.at/eisler-elfriede/
2 Siehe: Stephan Templ: Spurensicherung. Der Maler Georg Eisler (1928-1998). In: DAVID, Nr. 133, Juni 2022, S. 20
3 Ihr zweiter Ehemann war ein leiblicher Neffe von Friedrich Torbergs berühmter Tante Jolesch; vgl. https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/mehr-kultur/543756-Die-boese-Nichte-der-Tante-Jolesch.html?em_no_split=1 ; Die Ehe mit Hanns Eisler wurde am 15. März 1954 geschieden und Hanns Eisler heiratete am 26. Juni 1958 die Pianistin Stephanie Peschl.