Evelyn Adunka
Felicitas Heimann-Jelinek/ Daniela Schmid: „Eine Krone mit Verzierungen samt Glöckl und Steinen“. Judaica-Sammlungen in Österreich.
Wien: Böhlau Verlag 2024.
158 Seiten, gebunden, zahlreiche Abbildungen, Euro 67,00.-
ISBN 978 – 205 – 22105 - 0
https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/media/pdf/fa/bd/ac/LP_9783205221067.pdf
Felicitas Heimann-Jelinek war bis 2010 Chefkuratorin des Jüdischen Museums Wien und arbeitete in den folgenden Jahren wie Daniela Schmid für die Sammlung Muzicant. Die beiden Autorinnen geben einleitend einen kurzen Überblick über private Sammlungen von Judaica und kostbaren Büchern im 19. Jahrhundert, über Enzyklopädie-Projekte, über die Ausstellung von Judaica im Rahmen der Weltausstellungen und über die Entstehung von jüdischen Museen. Das zweite Kapitel beschreibt die Judaica der Wiener Sammlung von Albert Figdor, die nach dessen Tod 1927 verkauft wurde. Die nächsten Kapitel widmen sich Judaica in den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums und des k.k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (des heutigen Museums für Angewandte Kunst). In diesem Museum ragen textile Objekte, die Bertha Pappenheim aus ihrer Sammlung dem Museum gestiftet hat, hervor. Über die Judaica im Volkskundemuseum können sich die Autorinnen auf die von Birgit Johler und Barbara Staudinger herausgegebene Begleitpublikation einer Ausstellung 2011 stützen.
Das längere Kapitel über die Sammlungen des alten jüdischen Museums in Wien beschreibt auch die Verluste in der NS-Zeit. Das alte Inventarbuch blieb erhalten und enthält 6.474 Einträge. Im heutigen Jüdischen Museum Wien enthält die Sammlung, eine Dauerleihgabe der Israelitischen Kultusgemeinde Wien als Rechtsnachfolgerin des alten Museums, 3.517 Einträge. Die zweite große Sammlung des Jüdischen Museums Wien enthält als Dauerleihgabe der IKG Wien Kultobjekte aus neunzig Wiener Synagogen und Bethäusern, die im Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. Sie sind heute in einem wunderschönen Schaudepot zu sehen; auf einigen Objekten sind noch Brandspuren zu sehen.
Die Sammlung des Weinhändlers und Historikers Sándor Alexander Wolf in Eisenstadt war laut dem Neuen Wiener Journal das interessanteste Privatmuseum Österreichs. Wolf war auch einer der Gründer des Burgenländischen Landesmuseums. Nach dem Raub seiner Sammlung flüchtete Wolf 1938 nach Palästina, wo er 1946 starb. Seine Schwester Frieda Löwy-Wolf verkaufte nach der Restitution die Sammlung 1958 über die Galerie Fischer in Luzern. Die Autorinnen schreiben: „Eine vollständige Rekonstruktion der Judaica-Sammlung Sandor Wolfs bleibt ein Desiderat.“
Das Jüdische Museum Hohenems hat nur wenige Judaica. So erhielt das Museum 2005 aus der Asservatenkammer des Bezirksgerichts Bregenz einen Karton mit silbernen Torah-Schmuck und dem Vermerk eines Schätzers aus dem Jahr 1955: „Wertloser [vemutlich jüd.] Kirchenschmuck“. Die Hintergründe dieses kleinen Bestandes konnten nicht eruiert werden.
Ariel Muzicant, der Ehrenpräsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, ist mit der Judaica Forschung gem. Gmbh auch der Finanzier des besprochenen Buches. In seiner 45-jährigen Sammlungstätigkeit hat er nicht nur Judaica, sondern auch viele wichtige Archivalien und Nachlässe, zum Beispiel von Isak Noa Mannheimer, Moritz Güdemann und Egon Michael Zweig, gesichert. 2023 eröffnete er ein wunderschönes Privatmuseum in der Salvatorgasse in Wien; dessen Prunkstück ist ein Torah-Vorhang aus dem Türkischen Tempel.