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Notizen über Hanna

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Karl Wimmler: Notizen über Hanna. Eine Erzählung. Graz: CLIO 2009. 320 Seiten, Euro 21,00

ISBN: 978-3-902542-20-5

Der Grazer Karl Wimmler legt, unter einem denkbar bescheidenen Titel, sein erstes Buch vor, einen umfangreichen, formal vielschichtigen zeithistorischen Romanessay. Die titelgebende Figur ist Hanna Kindler. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend - die Mutter ist früh an der Spanischen Grippe gestorben, der Vater vor der Zeit gealtert und kränkelnd, die Stiefmutter ein einziger wandelnder Vorwurf - gelingt es ihr bereits als Jugendliche, den Schritt hinaus zu machen: aus dem Angestammten ins Fremde, aus der obersteirischen Provinz in die Hauptstadt, in das heftig angefeindete Rote Wien der späten neunzehnzwanziger Jahre. Vornehmlich jüdische Familien aus dem Wiener Bürgertum sind es, bei denen Hanna Anstellung als Hausgehilfin findet und bei denen sie lernt, frei zu atmen und sich frei zu bewegen. Von einer Familie wird sie zur anderen weitergereicht und gelangt so Mitte der dreissiger Jahre nach Antwerpen, um von dort kurz vor dem so genannten „Anschluss" im Spätwinter 1938 nach Österreich zurückzukehren und ihren Jugendfreund, den aus ähnlich beengenden familiären Verhältnissen stammenden Josef Schanitz zu heiraten, einen ehrgeizigen jungen Techniker und bedingungslosen Anhänger der Nazis. Diese Rückkehr in die befremdliche, entstellte Heimat erweist sich bald als ein Fehler, der ihr den Weg ins Offene, in ein selbst bestimmtes Leben für immer versperrt.