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Arbeitsmarktpolitisches Projekt zur Sanierung der jüdischen Friedhöfe, Schüler beschäftigen sich intensiv mit der jüdischen Geschichte

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Im Burgenland werden schrittweise alle jüdischen Friedhöfe saniert. Die ersten drei Friedhöfe in Kobersdorf, Lackenbach und Deutschkreutz wurden bereits 2010 „gärtnerisch" auf Vordermann gebracht, die Ruhestätte in Gattendorf wurde heuer saniert. Noch in diesem Jahr werden die Arbeiten in Kittsee und Frauenkirchen abgeschlossen. Die Projektinitiative "Erinnerungszeichen" des Landes Burgenland und der Israelitischen Kultusgemeinde hat sich aber auch der Bewusstseinsarbeit an Schulen angenommen. Dabei arbeiten Schülerinnen und Schüler das sensible Thema mit Wissenschaftlern auf. „Es sollte jeder ein Interesse daran haben, dass die verbliebenen Zeichen jüdischer Kultur erhalten bleiben. Wir feiern heuer 90 Jahre Burgenland und streichen zu Recht die positive Entwicklung des Burgenlandes heraus. Gerade im Jubiläumsjahr sollten wir aber darauf hinweisen, dass es nicht nur Positives gegeben hat. Die Jüdischen Friedhöfe sind auch ein Mahnmal. Wir müssen wachsam sein und darauf achten, dass solche Gräuel, wie sie in der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden, nie wieder passieren. Wir sind sehr daran interessiert die jüdischen Friedhöfe im Burgenland auch für die kommenden Generationen zu erhalten. Dazu sind wir auch moralisch verpflichtet", betont LH Hans Niessl. Gemeinsam mit Ing. Martin Eck von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S. besuchte Niessl heute den jüdischen Friedhof Frauenkirchen um sich von den Sanierungsarbeiten ein Bild zu machen.

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(v. l.): LH Hans Niessl mit Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S. und Ing. Martin Eck, MSc von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien machten sich von den Arbeiten ein Bild. Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice

Konkret laufen im Burgenland unter dem im Vorjahr gestarteten Projekt „Erinnerungszeichen" zwei Vorhaben parallel: Einerseits beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler in Schulen intensiv mit der jüdischen Geschichte. Die Intention die dahinter steht: die Jugend soll für das Thema sensibilisiert werden. Die wissenschaftliche Aufarbeitung unter Einbeziehung von Schulen, Schülerinnen und Schülern hält Landeshauptmann Hans Niessl für sehr wichtig: „Das ist eine besondere Stärke des Projektes. Dabei wird auch viel für die Bewusstseinsbildung getan." 
Beim zweiten Projekt geht es ans Handwerkliche: die Arbeiten an den jüdischen Friedhöfen. Die Erhaltung und Pflege der jüdischen Friedhöfe ist eine seit Jahren in Österreich diskutierte Frage. Zur Vorgeschichte: Mit der Unterzeichnung des Washingtoner Abkommens 2001 hat sich Österreich zur Restauration und Erhaltung der jüdischen Friedhöfe verpflichtet. Ende 2009 erzielten Bund, Länder und die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) eine Einigung. Der Bund stellt insgesamt 20 Millionen Euro für die Instandsetzung der Ruhestätten in Aussicht, knüpfte die Bereitstellung aber an den Abschluss von Pflegevereinbarungen zwischen den Standortgemeinden und der IKG. Verhandlungen mit den Gemeinden würden bereits geführt, sagt Ing. Martin Eck von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
Die einzelnen Bundesländer versuchen auf unterschiedliche Art das Abkommen umzusetzen. Dabei hat das Burgenland als bisher einziges Bundesland mit der IKG ein arbeitsmarktpolitisches Konzept geschnürt. Mit Unterstützung des AMS und Trendwerk bringen vier Langzeitarbeitslose die jüdischen Friedhöfe „gärtnerisch" auf Vordermann. Trendwerk wurde als operative Umsetzung eines Auftrags des AMS Österreich in Kooperation mit einem Forschungsprojekt des Europäischen Sozialfonds gegründet. Der erste Trendwerk-Standort wurde im Juni 1999 im Burgenland eröffnet - mittlerweile gibt es im Burgenland drei Standorte mit jährlich rund 100 MitarbeiterInnen.

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Jüdischer Friedhof in Frauenkirchen wird saniert

2011 betragen die Projektkosten 70.000 Euro, davon steuert 40.000 Euro das AMS bei, 20.000 Euro bezahlt das Land Burgenland, 10.000 Euro schiesst die IKG zu. „Sachleistungen wie Rasenmäher, Motorsensen oder einem Auto zum Transport von Arbeitern und Geräten die wir von der Strassenbauabteilung des Landes oder den Gemeinden zur Verfügung gestellt bekommen, sind in dieser Rechnung nicht erhalten. Diese Hilfsleistungen sind auch wichtig", betont Horst Horvath vom Verein RE.F.U.G.I.U.S.

In diesem Jahr wurde der jüdische Friedhof in Gattendorf bereits saniert, in Frauenkirchen sind die Arbeiten im Gang. Schon als Frauenkirchener Bürgermeister habe er Initiativen zur Erhaltung des jüdischen Friedhofes in seiner Heimatgemeinde unterstützt: „Ich war dreizehn Jahre lang Bürgermeister und habe daher natürlich einen besonderen Zugang zum örtlichen jüdischen Friedhof, aber auch zu allen andren jüdischen Friedhöfen im Burgenland. Vor 1938 hat es Frauenkirchen 400 Mitbürger jüdischen Glaubens gegeben, nur einer ist nach dem Krieg zurückgekehrt. Nachfahren die sich um den Erhalt der Friedhöfe kümmern können gibt es keine mehr", sieht Nissl eine moralische Verpflichtung zum Erhalt der Friedhöfe. Noch in diesem Jahr zieht der Arbeitstross nach Kittsee weiter. Einigkeit herrscht darüber, dass das Projekt auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden soll.

Im Burgenland gibt es sechzehn jüdische Friedhöfe in Kobersdorf, Lackenbach, Deutschkreutz, Mattersburg, Bad Sauerbrunn, Frauenkirchen, Kittsee, Gattendorf, Eisenstadt (alter und neuer Friedhof), Rechnitz, Stadtschlaining (alter und neuer Friedhof), Güssing, Oberwart und Deutsch Schützen.

Wolfgang Sziderics, 9. August 2011

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